Die mexikanische Polizei hat nach einer Grossfahndung einen gestohlenen Lastwagen wiedergefunden, der radioaktives Material geladen hatte. Wie ein Vertreter der Staatsanwaltschaft am Mittwoch sagte, war jedoch zunächst unklar, ob die Fracht noch vollständig war.
Bewaffnete hatte den Lkw mit der Substanz Kobalt-60 an Bord zuvor in ihre Gewalt gebracht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien hatte die Ladung als «extrem gefährlich» bezeichnet.
Das radioaktive Material stammte aus dem medizinischen Bereich. Die Unbekannten hatten das Fahrzeug in der Ortschaft Tepojaco im Bundesstaat Hidalgo im Zentrum des Landes entwendet.
Zwei bewaffnete Täter hätten ihn am frühen Montagmorgen an einer Tankstelle überwältigt, wo er eine Pause eingelegt habe, sagte der Fahrer der Zeitung «El Univeral». Sie hätten ihn an Händen und Füssen gefesselt und auf einer Brache zurückgelassen.
Der Mann sollte das sogenannte Radionuklid Kobalt-60 von einem Spital in Tijuana im Norden des Landes zu einem Lager für Atommüll in die Nähe von Mexiko-Stadt bringen. Offenbar hatten es die Räuber auf den mit einem Kran ausgestatteten Laster abgesehen.
Extrem gefährlich
Zum Zeitpunkt des Diebstahls war das radioaktive Material geschützt. Ungeschützt ist Kobalt-60 für Menschen allerdings extrem gefährlich. Das Material befand sich nach Angaben der Behörde für nukleare Sicherheit (CNSNS) in einem Metallbehälter, der wiederum in einer stahlverstärkten Holzkiste verstaut war.
Das Amt veröffentlichte Fotos von dem Diebesgut und Notfallnummern auf seiner Internetseite. «Wer den Behälter in seinem Besitz hat, sollte ihn auf keinen Fall öffnen oder beschädigen. Dies könnte schwere Gesundheitsschäden verursachen», hiess es in der Mitteilung der CNSNS.
Krebserregende Substanz
Das Kobalt-60 war zuvor in einem Gerät zur Strahlentherapie benutzt worden und sollte entsorgt werden, wie der stellvertretende Leiter des Zivilschutzes in Hidalgo, Miguel García Conde, sagte. «Es ist eine krebserregende Substanz. Sie ist gefährlich, wenn jemand den Behälter öffnet.»
Der Gesundheitsminister von Hidalgo, Pedro Luis Noble, sagte örtlichen Medien, das radioaktive Material könne einen Menschen töten, der vier Minuten der Strahlung ausgesetzt sei.
Im Jahr 2000 waren bei einem Unfall mit Kobalt-60 im thailändischen Samut Prakarn drei Menschen ums Leben gekommen. Die Schrottsammler hatten einen Behälter mit dem radioaktiven Material geöffnet und waren der Strahlung ausgesetzt worden.
Im brasilianischen Goiania starben 1987 vier Menschen, als ein ähnliches medizinisches Gerät als Schrott verkauft und aufgebrochen wurde. 249 Menschen wurden bei dem Unglück verstrahlt.