Jedes Jahr im Dezember feiern tausende Menschen in der südtürkischen Stadt Adana den Anis-Schnaps Raki. Nach Protesten islamischer Organisationen gegen die Veranstaltung haben die Behörden nun das Raki-Festival verboten.
Ihre Entscheidung fachte am Donnerstag die Debatte um eine schleichende Islamisierung des Landes wieder an. Eine Begründung für sein Verbot nannte der zuständige Gouverneur Mustafa Büyük nicht. Die Medien zitierten ihn am Donnerstag lediglich mit den Worten: «Wir wollen nicht, dass die Menschen Alkohol trinken, und wir können das nicht hinnehmen, wenn es in aller Öffentlichkeit geschieht.»
Adanas Bürgermeister Hüseyin Sözlu verurteilte die Entscheidung. Der Oppositionspolitiker sieht darin einen «Eingriff in die individuelle Freiheit». Der Journalist Deniz Zeyrek sagte dem Nachrichtensender CNN-Türk, die Behörden mischten sich in das Privatleben der Menschen ein, wenn sie das Festival einfach untersagten.
Die islamisch-konservative AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in ihrer 13-jährigen Regierungszeit die Steuern für Alkohol und Tabak merklich erhöht – nach offiziellen Angaben, um die öffentliche Gesundheit zu schützen.
Vor zwei Jahren löste Erdogan zudem eine Kontroverse aus, als er anstelle von türkischem Bier und Raki-Schnaps das Joghurtgetränk Ayran als Nationalgetränk bezeichnete. Kritiker werfen Erdogan vor, die 1923 als laizistisch gegründete türkische Republik islamisieren zu wollen.