Ralph Näf (35) wird nicht mehr um einen Startplatz an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kämpfen. Der Thurgauer kündigt an, dass er Ende Saison vom Spitzensport zurücktreten wird.
Der Entscheid kommt nicht überraschend. Näf hatte in den vergangenen Wochen stets offen gelassen, ob er im nächsten Jahr noch Bike-Profi sei.
Der Fahrer aus dem hochkarätig besetzten BMC-Team hätte durchaus gewisse Chancen gehabt, einen der drei Schweizer Olympia-Startplätze für Rio zu ergattern. Näf ist im aktuellen Weltcup-Ranking als viertbester Swiss-Cycling-Athlet an neunter Stelle klassiert. Zuletzt beim Heim-Event auf der Lenzerheide hatte er Platz 11 belegt – auf einer Strecke, die er mitgestaltet hatte.
Auf die Frage, wieso er keinen dritten Olympia-Start anpeile, antwortete der kommunikative Näf: «In den nächsten Monaten dreht sich alles um Olympia. Das gibt noch mehr Termine. Dafür fehlt mir die Spannung. Ich möchte nicht weniger, sondern mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Zudem leidet der Körper unter diesen Belastungen.»
Näf weiter: «In einem anderen Land würde ich wohl nach Rio zurücktreten, weil ich mich individuell auf den Grossanlass vorbereiten könnte. In der Schweiz jedoch kämpfen neben Nino Schurter bis zu sieben Athleten um zwei Plätze. Da dürfte lange nicht klar sein, wer selektioniert wird. Diesen Druck und diese Ungewissheit brauche ich nicht mehr.»
Bei seinen zwei Olympia-Teilnahmen in Athen und London war Näf auf den Rängen 6 und 18 gelandet. In Peking musste er mit der Zuschauerrolle vorlieb nehmen, obwohl er davor im Val di Sole (It) WM-Bronze geholt hatte. Seinen grössten Erfolg in der olympischen Disziplin Cross Country hatte Näf an den Weltmeisterschaften 2007 in Fort William (Gb) gefeiert, als er hinter dem Franzosen Julien Absalon Silber gewann. Im Weltcup siegte er zweimal.
Näf bewies immer wieder auch Allrounder-Qualitäten. 2012 in Saalfelden (Ö) kürte er sich zum ersten Weltmeister in der Sparte Eliminator. WM-Gold eroberte er auch im Marathon (2006 in Bourg-d’Oisans/Fr) und in der Team-Staffel (2010 in Mont-Sainte-Anne/Ka).
Gut möglich, dass Näf in irgendeiner Funktion der Mountainbike-Szene erhalten bleiben wird. Ein Engagement als Trainer oder Sportlicher Leiter ist nicht auszuschliessen. Mit Strassen-Profi Michael Albasini betreibt der gelernte Maurer derzeit einen Kaffee-Handel.