Die Demonstrationen in Hongkong haben ihren friedlichen Charakter verloren: Zwischen Gegnern und Befürwortern der Protestbewegung ist es zu Zusammenstössen gekommen.
In Hongkong ist es zu Zusammenstössen zwischen Gegnern und Befürwortern der Protestbewegung für mehr Demokratie gekommen. Zuvor hatte die Polizei damit begonnen, die von den Demonstranten im Zentrum der chinesischen Sonderverwaltungszone errichteten Barrikaden abzubauen.
Hunderte Gegner der Bewegung versuchten, ihren Nutzen daraus zu ziehen und mit Stemmeisen und Schneidwerkzeug die Räumung zu forcieren. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten. Die Polizei trennte die beiden Gruppen schliesslich voneinander.
Die Demonstranten blockieren seit Wochen mit Barrikaden und Zelten wichtige Verkehrsstrassen der Wirtschaftsmetropole. Dies stiess bei Taxifahrern auf Unmut, da ihnen wegen der Sperrung das Geschäft wegbrach.
Sie fordern von den Demonstranten, die Strassen bis Mittwochabend vollständig zu räumen. «Macht die Strassen frei», skandierte eine Gruppe von Taxi- und LKW-Fahrern am Montag in einer Gegendemonstration.
Ein Mann versuchte, mit einem LKW mit Kranaufbau die Barrikaden zu zerstören. Sicherheitskräfte hielten ihn aber auf. Regierungskritische Demonstranten hatten der Polizei zuvor ein zu zögerliches Handeln vorgeworfen. Sie äusserten zudem den Verdacht, dass die Aktionen ihrer Gegner koordiniert waren und sich auch asiatische Banden daran beteiligten.
Koordinierte Aktion
Einige hätten Mandarin gesprochen und konnten kein Kantonesisch, was darauf hindeuten würde, dass sie nicht aus Hongkong stammen. Auch etwa 200 ältere Unterstützer der Regierung in Peking, die als Erkennungsmerkmal blaue Hemden und Bänder trugen, beteiligten sich an den Ausschreitungen. Die Gegner hätten sich auf verschiedene Stellen verteilt, was für eine koordinierte Aktion spreche, sagte ein Demonstrant.
Ein Ende der Proteste für mehr Demokratie ist nicht in Sicht. «Wir bleiben hier und verteidigen uns», sagte der 25-jährige John. «Wir bleiben bis zum Ende.» Seit Wochen demonstrieren Tausende Menschen für freie Wahlen und Meinungsfreiheit.
Sie begehren gegen den Beschluss der kommunistischen Führung in Peking auf, bei der Wahl des Hongkonger Verwaltungsratschefs 2017 nur bestimmte Kandidaten zuzulassen. Damit sind Regierungskritiker praktisch chancenlos.
Regierung bleibt hart
Amtsinhaber Leung Chun Ying erklärte am Wochenende, Peking werde von dieser Haltung nicht abrücken. Die Regierung werde sich zwar weiter um Gespräche mit den Demonstranten bemühen. Deren Bewegung sei aber ausser Kontrolle geraten.
Die Blockade von zentralen Teilen der Metropole könne nicht endlos weitergehen. Die Hongkonger Führung hat die Proteste als illegal bezeichnet und damit Befürchtungen geschürt, die Versammlungen könnten mit Gewalt aufgelöst werden.
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