Der Abgas-Skandal trifft nun auch die VW-Tochter Audi mit voller Wucht: Wenige Stunden vor Präsentation der Jahreszahlen des Autobauers rückten Ermittler am Mittwoch zu Razzien an den Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm sowie an sieben weiteren Orten an.
Mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte waren im Einsatz. Die Durchsuchungen überschatteten die Audi-Jahrespräsentation, die am Morgen in Ingolstadt begann.
«Trotz der Tagesaktualität würde ich mir wünschen, dass wir uns auf das abgeschlossene Geschäftsjahr konzentrieren», sagte Audi-Chef Rupert Stadler. «Die Staatsanwaltschaften München und Stuttgart durchsuchen heute am Standort Ingolstadt und Neckarsulm Büros», hatte ein Unternehmenssprecher kurz zuvor bestätigt. Laut der «Süddeutschen Zeitung» wurden auch Privatwohnungen durchsucht.
Gegenstand der Ermittlungen sei der Verkauf von rund 80’000 Autos mit Drei-Liter-Dieselmotoren in den USA im Zeitraum von 2009 bis 2015, hiess es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Es bestehe der Verdacht, dass in diese Autos Vorrichtungen zur Manipulation von Abgaswerten eingebaut worden seien, um die US-Abgasgrenzwerte einzuhalten. Audi hatte in den USA Dieselautos mit einer dort illegalen Software verkauft, die niedrigere Abgaswerte angibt.
Jagd nach Beteiligten
Verkäufe in Europa seien nicht Gegenstand der Ermittlungen, da das Kraftfahrt-Bundesamt keine unzulässige Beeinflussung von Abgaswerten festgestellt habe, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Mit den Durchsuchungen solle insbesondere geklärt werden, wer an der Verwendung der Technik beteiligt gewesen sei und wer gegebenenfalls falsche Angaben gemacht habe.
«Wir kooperieren vollumfänglich mit den Behörden, da wir selbst grosses Interesse an der Aufklärung des Sachverhalts haben», erklärte der Audi-Sprecher.
Der Diesel-Skandal hatte das Ergebnis der VW-Tochter im vergangenen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro belastet. Stadler sagte: «Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand.» Die Aufarbeitung sei «noch lange nicht abgeschlossen». Aber sein Unternehmen tue alles, «dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert».
Stadler versicherte: «Wir bleiben dran.» Das ganze Unternehmen leide darunter, «wie uns das Thema Diesel in Misskredit gebracht hat».