Der Entscheid des Zürcher Stadtrats, auf den Bau eines neuen Kongresszentrums zu verzichten, hat bei den einen für Strahlen, bei den anderen für enttäuschte Mienen gesorgt.
Er sei «glücklich über den Entscheid», sagte der Präsident der Kongresshaus-Stiftung, Alfons Sonderegger, vor den Medien – und er spreche auch für die Tonhalle Gesellschaft und die Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich. Es freue alle, dass die Umbauvariante mit grosser Terrasse «auf den Weg geschickt» werde.
Mit dem Projekt würden für beide Häuser Verbesserungen erreicht – insgesamt entstehe «ein klar attraktiverer Komplex» mit einer modernen Kongress-Infrastruktur. Sonderegger lobte namentlich auch die künftigen «anständigen Arbeitsplätze» für das Tonhalle-Orchester.
Nicht zuletzt werde die Sicherheit grösser: Seit einiger Zeit habe man befürchten müssen, dass aufgrund der Vorgaben des Brandschutzes einzelne Teile von Kongresshaus und Tonhalle geschlossen werden müssten.
Die SP der Stadt Zürich erachtet es gemäss einer Mitteilung als richtig, dass der Stadtrat «von hochfliegenden Plänen mit sehr unsicheren Realisierungsmöglichkeiten» Abschied genommen hat und nun auf das historische Gebäude am See setzt.
Der Gewerbeverband dagegen zeigt sich in einer Mitteilung enttäuscht, dass der Stadtrat «die Pläne für ein neues Kongresshaus endgültig begraben» habe. Immerhin sei seinen Ankündigung, das bestehende Haus auszubauen, ein «kleiner Lichtblick am Horizont».
Zufriedenheit auch im Gemeinderat
Auch die Fraktionen des Gemeinderates nutzten am Mittwochabend die Gelegenheit, sich zum Kongresshaus zu äussern. Die FDP sprach von einem «vernünftigen Schritt zurück». Die Symbiose zwischen Kultur mit der Tonhalle, Kongressen und Gastronomie müsse zu einem einmaligen Markenzeichen werden.
Bei grösseren Kongressen muss nach Ansicht der FDP eine Partnerschaft mit anderen Veranstaltungsorten, etwa dem Circle am Flughafen, aufgebaut und gepflegt werden.
Die GLP freut sich auf eine «exklusive, moderne, aber im Vergleich zum neuen Kongresszentrum wirtschaftlich zu betreibende Kongressinfrastruktur an schönster Lage». Ein grosses Fragezeichen macht sie jedoch zu den Projektkosten von 140 Millionen Franken.
Bei den Kleinstparteien AL und EVP zeigte man sich ebenfalls zufrieden. Die EVP hob hervor, dass sie mit einem entsprechenden Postulat «der Zeit voraus» war. Die AL freute sich über die späte Einsicht des Stadtrates, auch wenn für die Planung wohl etwa drei bis vier Millionen Franken ausgegeben worden seien.
Für die SVP hat sich aufgrund der Schwierigkeiten mit den in Betracht gezogenen Standorten „diese Lösung abgezeichnet«. Die Reduktion der Kosten sei sicher „interessant». Ob der Entscheid jedoch auch ein gutes Signal an die Wirtschaft sei, müsse sich weisen.