Die Reaktordruckbehälter der Atomkraftwerke Mühleberg und Leibstadt werden geprüft, nachdem bei einem AKW in Belgien offenbar Fertigungsfehler aufgetaucht sind. Mühleberg und Leibstadt sind derzeit wegen Jahresrevisionen ausser Betrieb.
Der Reaktordruckbehälter des AKW Mühleberg stammt vom gleichen Hersteller wie das in Belgien überprüfte AKW, wie das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) am Donnerstag mitteilte.
Der Hersteller stammt aus den Niederlanden und heisst Rotterdamsche Droogdok Maatschappij. Das ENSI hat von der Mühleberg-Betreiberin BKW Informationen angefordert. Der Reaktordruckbehälter des AKW Leibstadt stammt nach Kenntnisstand des ENSI aus japanischer Produktion.
Weil Leibstadt jedoch ebenfalls auf der Liste der belgischen Atomaufsichtsbehörde (AFCN) aufgeführt ist, will das ENSI auch hier Klarheit über die Herstellung. Über das weitere Vorgehen entscheidet das ENSI noch vor Ende der Jahresrevisionen.
Verdacht auf umfangreiche Materialfehler
Die AFCN hatte bei einer Überprüfung mittels Ultraschall-Messung im AKW Doel 3 Unregelmässigkeiten entdeckt. Gemäss bisherigen Resultaten könnten umfangreiche Materialfehler vorliegen. Die Analysen seien noch nicht abgeschlossen, wie das ENSI festhielt.
Laut der belgischen Aufsichtsbehörde besteht der Verdacht, dass es feine Risse im Reaktorbehälter des Kraftwerksblocks 3 geben könnte. Bis dies geklärt ist, wird der Reaktor mit einer Leistung von rund 1000 Megawatt nicht wieder anlaufen.
Bisher sei noch nicht klar, wie gross die Schäden am Reaktorbehälter tatsächlich seien. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde gibt es weltweit 21 andere Reaktorbehälter des gleichen Typs. Belgiens Innenministerin Joëlle Milquet versicherte, es bestehe keine Gefahr, weil der Reaktor stillgelegt sei.
Das AKW Doel liegt nahe der Stadt Antwerpen und verfügt über vier Reaktoren. Der Reaktor Doel 3 ging 1975 ans Netz und soll nach einem am 20. Juli von der belgischen Regierung festgelegten Ausstiegsplan bis Ende 2022 stillgelegt werden.