Apoel Nikosia sollte für Real Madrid nur eine Durchgangsstation sein. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League heute auf Zypern sind die Spanier der grosse Favorit.
Eigentlich läuft es ganz gut für Real Madrid. Mit sechs Punkten Vorsprung auf Barcelona stehen die Königlichen vor dem 32. Meistertitel in der Primera Division. In der Champions League treffen sie auf den vermeintlich einfachsten Widersacher, den zyprischen Aussenseiter Apoel Nikosia. Am letzten Samstag gewann Real gegen San Sebastian 5:1. Alles wunderbar also? Nein, denn Real, das ist immer auch viel Zirkus und grosses Drama. Auf und neben dem Rasen.
Als der Tross der Spanier am Sonntag nach Zypern flog, schien das eine ganz normale Geschäftsreise zu sein. Der grosse Favorit lobte den kleinen Aussenseiter. Trainer José Mourinho sprach vom «grossen Respekt gegenüber Apoel». Doch unter der Madrider Oberfläche schwelt seit ein paar Tagen ein Konflikt mit gehörigem Potenzial an Sprengkraft. Offenbar wurde dies, als die Real-Stars nach den fünf Toren am Samstag stumm an den Medien vorbeischlichen. «Silenzio Stampa.» Das hatte es in der ruhmreichen Geschichte des neunfachen Champions-League-Siegers noch nie gegeben.
Aus der Dusche rief einer: «Hör‘ doch auf!»
Angeordnet hatte den Presseboykott Mourinho. Zugrunde liegt dem allerdings nicht ein Konflikt mit der Presse, sondern vielmehr eine interne Missstimmung. Als Real vergangenen Mittwoch beim abstiegsgefährdeten Villarreal nur 1:1 spielte, das zweite Remis in Folge, verloren Mourinho und Co. die Nerven. Platzverweise für den Coach und zwei Spieler waren die Folge. Hinterher gab der Portugiese in der Kabine die Order aus: «Schuld am Punktverlust ist der Schiedsrichter. Sagt dies so vor der Presse.»
Doch die Spieler hörten nicht auf Mourinho. Die spanische Zeitung «El Pais» will wissen, dass sich einige Spieler gegen den Trainer stellten. «Hör‘ endlich auf damit. Es ist immer das Gleiche, immer sollen die Schiedsrichter schuld sein. Wir sollten eher überlegen, wie wir besser Fussball spielen», soll einer aus dem dampfenden Duschraum gerufen haben.
Oder wie die «Marca» am Wochenende titelte: «Weniger Polemik, mehr Fussball.» Mourinho liess sich nicht auf einen Machtkampf mit seinen Führungsspielern ein. Aber er verlangte, dass wenigstens keiner etwas sagt, wenn man schon nicht seine Meinung nach aussen trage wolle. Darum also reden sie bei Real im Moment nicht.
Eine interne Aussprache lässt träumen
Zwischen dem 1:1 bei Villarreal und dem 5:1 gegen San Sebastian hat sich die Mannschaft zu einer Aussprache getroffen. Mourinho war nicht dabei. Das hat es bei Real im Herbst schon einmal gegeben, nach der Niederlage beim Aussenseiter Levante. Die Wirkung war grandios. Real reihte danach 15 Siege aneinander.
Nun rechnen und träumen die Real-Fans: Wenn auf die Aussprache wieder eine solche Serie folgt, wäre der Sieg gegen San Sebastian der erste in einer Reihe, welche am 19. Mai exakt mit dem 15. Erfolg endet. Am 19. Mai findet der Champions-League-Final statt.
Benfica spricht von Problemen bei Chelsea
Im zweiten Viertelfinal vom Dienstag will sich Benfica Lissabon im Heimspiel gegen Chelsea eine gute Ausgangslage für die erste Halbfinal-Qualifikation seit 22 Jahren schaffen. Damals erreichten die Portugiesen sogar den Meistercupfinal, den sie gegen Milan 0:1 verloren. Der argentinische Mittelfeldspieler Nicolas Gaitan ist optimistisch, auch weil er beim Gegner Probleme ortet: «Die Chelsea-Stürmer Didier Drogba und Fernando Torres tun sich derzeit schwer. Unsere Chancen stehen gut, ohne Gegentor zu bleiben.»
Für Chelsea spricht die Auslosung, welche den Engländern im Rückspiel das Heimspiel bescherte. An der Stamford Bridge war Chelsea in dieser Champions-League-Saison schon zweimal, gegen Valencia in der Gruppenphase (3:0) und gegen Napoli in den Achtelfinals (4:1), aus einer misslichen Situation in die nächste Runde gestürmt.