Rechtsextremer Stadtpräsident legt Listen muslimischer Schüler an

Mit Listen angeblich muslimischer Schüler hat ein rechtsextremer Stadtpräsident in Frankreich für Empörung gesorgt. Auch die Justiz wird nun aktiv.

Robert Ménard anlässlich seines Wahlsieges (Bild: sda)

Mit Listen angeblich muslimischer Schüler hat ein rechtsextremer Stadtpräsident in Frankreich für Empörung gesorgt. Auch die Justiz wird nun aktiv.

Gegen den Stadtpräsident der nahe Montpellier gelegenen Stadt Béziers, Robert Ménard, wurden am Dienstag nach Angaben der Staatsanwaltschaft Vorermittlungen eingeleitet.

Ménard, der im vergangenen Jahr mit Hilfe der rechtsextremen Front National (FN) zum Stadtpräsidenten von Béziers gewählt worden war, hatte am Montagabend eingeräumt, dass er Statistiken über die Religionszugehörigkeit von Schülerinnen und Schülern anlegen lässt.

Für die Listen bediene er sich der Vornamen der Kinder, sagte der ehemalige Vorsitzende der Journalistenorganisation Reporters sans Frontières (Reporter ohne Grenzen) im Fernsehsender France 2. Wie Staatsanwalt Yvon Calvet mitteilte, wurden Vorermittlungen wegen illegalen Sammelns von Daten nach ethnischen Kriterien eingeleitet.

«Schande für den Stadtpräsidenten», schrieb der sozialistische Premierminister Manuel Valls im Kurznachrichtendienst Twitter. «Die Republik macht keinerlei Unterscheidung bei ihren Kindern.»

«Zurück in düstersten Stunden unserer Geschichte»

Eine solche Datensammlung sei gesetzlich verboten, betonte Innenminister Bernard Cazeneuve. «Kinder nach ihrer Religion in Listen einzutragen, bringt uns in die düstersten Stunden unserer Geschichte zurück.» Auch Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem sprach von «illegalen» und «anti-republikanischen» Praktiken.

Der Vorsitzende der sozialistischen Partei, Jean-Christophe Cambadélis, betonte, was Ménard betreibe sei «rassistische Diskriminierung». «Monsieur Ménard steht nicht mehr für Reporter ohne Grenzen, er steht nun für Rassismus ohne Grenzen.»

Der Fraktionsvorsitzende der konservativen Oppositionspartei UMP in der Nationalversammlung, Christian Jacob, schloss sich der Kritik an. Eine Erhebung der Schüler nach ihrer Religionszugehörigkeit sei in Frankreich «vollkommen verboten». Es sei eine «gute Sache», dass sich die Justiz mit dem Fall befasse.

Auch der Vorsitzende der Beobachtungsstelle gegen Islamfeindlichkeit meldete sich zu Wort. «Ich bin empört, angeekelt», erklärte Abdallah Zekri.

«Ich weiss, dass ich dazu kein Recht habe»

Ménard hatte am Vortag auf France 2 gesagt, in Béziers seien «64,6 Prozent der Schüler» Muslime. Auf die Frage eines Internetnutzers, wie er zu dieser Zahl gelangt sei, erläuterte Ménard, «Schulklasse für Schulklasse» würden die Vornamen der Kinder erhoben.

«Ich weiss, dass ich dazu kein Recht habe», räumte er ein. «Aber – Pardon, dass ich das sage – die Vornamen geben Aufschluss über die Religion.» Wer das Gegenteil behaupte, ignoriere das Offenkundige.

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