Laut italienischen Medien gibt es eine Wende im Fall des Interesses von Sampdoria Genua an Paulo Sousa. Der Trainer des FC Basel, so heisst es, zögert mit einer Zusage. Diese macht Marco Streller dem FC Arlesheim, wo er eine seiner künftigen Beschäftigungen finden wird.
Eine erste Beschäftigung nach der Karriere, die er mit dieser Saison beenden wird, hat Marco Streller gefunden: Er wird seinen Sohn in die F-Junioren des FC Arlesheim begleiten und dort als Betreuer im Training helfen. Das hat Streller am Dienstag im Gespräch mit der TagesWoche beiläufig erzählt. Nicht ohne den Hinweis, dass er es dem Verantwortlichen beim FC Arlesheim, neben dem FC Aesch der Club seiner Jugend, noch gar nicht bestätigt hat. Aber so ist das nun mal im Fussball: Manche Sachen erfährt man halt aus den Medien.
Einer der Hauptumschlagplätze für Spekulationen, Fantasie und mehr oder weniger harte Neuigkeiten ist der italienische Fussballmarkt, auch calcio mercato genannt. Für den Tifoso ist diese Gerüchteküche so essenziell wie der morgendliche Espresso und der Wahrheitsgehalt vielleicht nicht so wesentlich wie die Qualität des kleinen Schwarzen.
Verhandlungen mit Sampdoria angeblich weit gediehen
Seit Paulo Sousa und ein möglicher Wechsel von Basel auf die Trainerbank von Sampdoria Genua ein Gegenstand der Berichterstattung geworden sind, vergeht fast kein Tag ohne neue Wasserstandsmeldungen. Und nachdem sich vergangene Woche der Flirt von Sampdoria mit Sousa verdichtet hat, die TagesWoche eine Rom-Reise Sousas just an dem Tag einer Strategiesitzung der Sampdoria-Spitze in der italienischen Hauptstadt als Indiz für gegenseitiges Interesse gewertet hat, scheint die Angelegenheit nun eine Wende zu nehmen.
Demnächst viel Zeit für den Nachwuchs: Marco Streller jüngst auf dem Rasen des St.-Jakob-Park mit seinem Sohn Sean Lionn und Töchterchen Elin Mia auf dem Arm. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
«SkySport», einer der übertragenden Fussballsender in Italien, berichtet einerseits davon, dass Sousa und Sampdoria bereits «Vereinbarungen in jeder Hinsicht» getroffen hätten und eine «Entscheidung in den nächsten Stunden» erwartet werde, andererseits hiess am Montag, dass Sousa nun zögere und dafür «persönliche Gründe» ins Feld geführt würden.
Sousa, der FCB und das nachvollziehbare Zögern
Ob Sousa tatsächlich ernsthafte Wechselabsichten hegt, kann man schwer beurteilen. In Basel wiederholt darauf angesprochen, gab er jeweils zur Antwort, auf die Ziele mit dem FCB konzentriert zu sein. Und er verwies auf seinen bis 2017 laufenden Vertrag.
Das muss in diesem Geschäft nichts bedeuten, und bevor die Meisterschaft in der Schweiz nicht endgültig in der Scheune und der Cupfinal am 7. Juni gespielt ist, kann man Sousas Zögern in Sachen Genua gut nachvollziehen. Es wäre nichts mehr als professionell und respektvoll seinem jetzigen Arbeitgeber FC Basel gegenüber.
Der calcio mercato jedoch funktioniert nach eigenen Regeln, zu denen Verschwiegenheit nicht gehört. Die in Genua erscheinende Tageszeitung «Il Secolo XIX» schreibt unter der Überschrift «Sousa bremst» in ihrer heutigen Ausgabe: «Sousa braucht ein paar Tage mehr Zeit für eine Bestandesaufnahme und für eine Entscheidung.»
Die Tabellenspitze der Serie A:
Möglicherweise spielt bei den Überlegungen eine Rolle, dass Sampdoria noch um das internationale Geschäft bangen muss. Vier Runden vor Schluss befinden sich die Blucerchiati in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit vier Teams (Fiorentina, FC Genua, Inter und Torino) um einen Europa-League-Platz. Aber wie auch immer: Die Trennung vom aktuellen Trainer Sinisa Mihajlovic ist beschlossene Sache.
Und mit Paulo Sousa, der seit seiner Zeit als Profi von Juventus Turin und dem Champions-League-Gewinn 1996 einen guten Ruf in Italien geniesst, schien der Nachfolger schon gefunden. Glaubte man zumindest auf dem Stiefel.
«Jetzt beginnen wir praktisch von vorne»
Nun ist die Personalie Sousa im «Stand-by-Modus» («Il Secolo»), die Zeitung stöhnt auf («Jetzt beginnen wir praktisch von vorne»), hat aber auch gleich ein paar neue Vorschläge auf Lager: Zinedine Zidane (derzeit Trainer des B-Teams von Real Madrid) und Julen Lopetegui, der mit dem Basel-Bezwinger FC Porto bis in die Champions-League-Viertelfinals gegen Bayern München vorstiess (Aus mit dem Gesamtscore von 4:7) und in der nationalen Meisterschaft drei Punkte hinter Benfica auf einen Ausrutscher des Titelverteidigers wartet.
Die Liste derer, die anstelle Sousas Trainer von Sampdoria Genua werden könnten, sollten oder müssten, liesse sich mit dem Stoff, den der calcio mercato liefert, beliebig verlängern. Und damit es, falls Sousa und Genua nur eine vorübergehende Episode war, in Basel nicht langweilig wird: Der griechische Erstligist Paok Thessaloniki wird nun als weiterer Interessent an Sousa genannt.