Wie im nationalen Trend haben auch in der Westschweiz die SVP und die FDP zugelegt. Die Grünen brachen ein und die SP ist in keinem einzigen Kanton der Romandie mehr wählerstärkste Partei. Im Ständerat bleiben die Bürgerlichen in der Minderheit.
Gewinner der Wahlen in der Westschweiz war klar die SVP, die im Kanton Freiburg und im Wallis je einen zusätzlichen Nationalratssitz gewann. Im Kanton Wallis gab es einen zusätzlichen Sitz zu vergeben, in Freiburg ging der Sitzgewinn auf Kosten der SP.
Die FDP konnte in der Waadt der SP einen Sitz in der Grossen Kammer abjagen. Grosse Sitzverluste mussten die SP und die Grünen hinnehmen. Die SP verlor in der Waadt, in Freiburg und im Wallis je einen Sitz. Die Grünen verloren je ein Mandat in Neuenburg und Genf.
Trotz dieser Sitzverluste verfügt die SP über die meisten Nationalratsmandate in der Romandie. Von den insgesamt 50 Sitzen der sechs Westschweizer Kantonen befinden sich 13 in den Händen der SP. Die Grünen kommen noch auf drei Mandate.
Von den fünf verlorenen Sitzen der Linken ging nur ein Mandat an Linksaussen: Im Kanton Neuenburg holte Denis de la Reussille einen Sitz für die Partei der Arbeit (PdA), die gesamtschweizerisch nicht mehr in den eidgenössischen Räten vertreten war.
SVP neu stärkste Partei im Kanton Freiburg
Die FDP und die SVP kommen in der Romandie auf je elf Nationalratssitze, dennoch bleibt die FDP in der Romandie klar stärker als die SVP, im Gegensatz zur Deutschschweiz. Bei den Wähleranteilen konnte die FDP in der Romandie sogar stärker zulegen als die SVP.
Einzig im Kanton Freiburg ist die SVP neu stärkste Partei, die FDP in Genf, Waadt und Neuenburg. Pascal Sciarini, Professor für Politologie an der Universität Genf, führt dies auch auf einen immer mehr national ausgerichteten Wahlkampf zurück.
Wahlkampf immer nationaler
Auch in der Romandie habe die Migrationspolitik den Wahlkampf dominiert, wie in der gesamten Schweiz habe die SP ihre Themen soziale Gerechtigkeit oder Altersvorsorge nicht durchsetzen können, sagte Sciarini. Die beiden Sitzgewinne verzeichnete die SVP in zwei Kantonen mit deutschsprachiger Minderheit – dem Wallis und dem Kanton Freiburg – was ebenfalls eine Rolle gespielt haben könnte.
Keinen Schaden erlitt die Volkspartei durch die internen Kämpfe nach der Abhöraffäre in der SVP Waadt oder die Nachfolge-Probleme nach dem Rücktritt der Wahlkampflokomotive Yvan Perrin in Neuenburg – ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Westschweizer SVP-Wähler an der nationalen Partei orientierten.
SP in keinem Kanton mehr stärkste Partei
Die SP verlor in den Kantonen Waadt, Freiburg, Neuenburg, Wallis und Jura an Wähleranteilen und ist nun in keinem einzigen Kanton der Romandie mehr wählerstärkste Partei. Nach den Wahlen 2011 war sie in den Kantonen Freiburg, Waadt und Genf die Nummer eins.
Gut halten konnte sich die CVP in ihren Stammlanden Wallis und Jura. Im Wallis konnte Roberto Schmidt (CSP) für die C-Parteien gar den vierten Sitz zurückerobern. Auch in Freiburg konnte die CVP ihre beiden Nationalratssitze halten und sogar leicht zulegen.
Marginal blieb in der Westschweiz die «neue Mitte» – die Grünliberalen konnten ihren einzigen Sitz in der Waadt von Isabelle Chevalley halten.
Christine Bussat, die für die BDP in der Waadt um den Einzug in den Nationalrat kämpfte, ging trotz ihrer Bekanntheit seit der Lancierung der Pädophilen-Initiative 2008 leer aus. Seinen Sitz verteidigen konnte das rechtspopulistische MCG in Genf.
Vier zweite Wahlgänge beim Ständerat
Die Westschweizer Ständeratssitze bleiben mehrheitlich bei den linken Parteien. In der Waadt und in Genf dürften die linksgrünen Tandems bei den zweiten Wahlgängen am 8. November bestätigt werden. In den Kantonen Jura (SP/CVP) und Neuenburg (SP/FDP) wurden die Bisherigen wieder gewählt.
Im Kanton Freiburg dürfte Beat Vonlanthen für die CVP den Sitz des abtretenden Urs Schwaller am 8. November verteidigen können. Auch im Wallis hat die CVP gute Chancen, ihre 150-jährige Doppelvertretung im Ständerat zu halten. Der bisherige Jean-René Fournier und der neu angetretene Beat Rieder müssen aber am 1. November in die Stichwahl.