Die Umstrukturierung an der Spitze des Bündner Kunstmuseums in Chur hat am Wochenende Wellen des Protests geworfen. Der zuständige Regierungsrat Martin Jäger verteidigt den Führungswechsel an der Spitze des Museums im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
In 14 Zeilen hatte die Bündner Regierung am Mittwoch vergangener Woche informiert, dass Stephan Kunz, seit Oktober 2011 Direktor des Bündner Kunstmuseums, abgelöst wird. Neue Direktorin – vorerst interimistisch für ein Jahr – wird die 36-jährige Nicole Seeberger, die seit 2009 am Museum tätig ist.
Stephan Kunz verlässt Chur nicht etwa, sondern bleibt dem Museum erhalten als «Hauptkurator». Seither rätselt die Bündner Kulturszene fiebrig über die Gründe der Restrukturierung an der operativen Spitze des Museums. Die Leserbriefspalten der Tageszeitungen waren am Wochenende voll von Zuschriften, welche blankes Unverständnis über den regierungsrätlichen Entscheid ausdrückten.
«Vieles nicht optimal gelaufen»
Der Kanton will in dieser Sache von sich aus nichts mehr verlautbaren, wie der zuständige Regierungsrat Martin Jäger (SP) am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda betonte. Das Wichtigste sei, dass die betroffen Personen einverstanden gewesen seien mit den getroffenen Entscheiden. Die betroffenen Personen sind Stephan Kunz als gewesener Direktor sowie Nicole Seeberger als neue Direktorin ad interim.
Zu den Hintergründen über die Personalentscheide im Kunstmuseum erklärte Jäger, über eine längere Zeit sei «vieles nicht optimal» gelaufen. Ende vergangenes Jahr beziehungsweise Anfang dieses Jahr sei «einiges aus dem Ruder gelaufen». Jäger wollte diese Aussagen nicht weiter vertiefen. Er erklärte, es handle sich bei den Betroffenen um Angestellte des Kantons, über deren Personalbelange nicht öffentlich kommuniziert werde.
Jäger kündigte an, er werde diese Position und Entscheide auch am Montag nächster Woche an der Jahresversammlung des Bündner Kunstvereins im Kunstmuseum in Chur vertreten. Der Kunstvereins ist Co-Träger des Kunstmuseums.
«Ganz starke Seiten»
Um die unbefriedigende Situation am Bündner Kunstmuseum zu lösen, hatte Regierungsrat Jäger eigenen Angaben zufolge zuerst das Personalamt des Kantons konsultiert. Danach setzten sich interne und externe Fachpersonen mit der Situation auseinander, die externen für 20’000 Franken.
Die von Jäger getroffene Lösung wurde ihm gemäss seinen Angaben von Fachleuten, die eine Analyse erstellt hatten, empfohlen. Stephan Kunz habe «ganz starke Seiten», unterstrich Jäger. Auf diese Seiten will der Regierungsrat auch künftig nicht verzichten, wenn Kunz, der vom Kunsthaus Aargau nach Chur wechselte, in der Funktion des Hauptkurators für das Bündner Kunstmuseum arbeitet.
In die Direktorenzeit von Kunz fielen der neue Erweiterungsbau («Kunst der Fuge») des Museums sowie die Renovation der Villa Planta, dem eigentlichen Museum. Der Neubau verschlang 28,5 Millionen Franken, die Renovation 5,3 Millionen Franken.
In Eröffnungsreden im Juni vergangenes Jahr wurde vor allem der Erweiterungsbau gelobt. Regierungsrat Jäger sagte, mit dem Neubau könne sich die hauseigene Sammlung im Kontext der schweizerischen Museumslandschaft sehen lassen. Das Bündner Kunstmuseum werde zum «Magneten für das Kunstpublikum».