In Mali führen regierungsnahe Organisationen eine Boykott-Kampagne gegen Schweizer und französische Produkte. Das Kollektiv wirft der Schweiz vor, die Führer der Tuareg-Bewegung MNLA mit Diplomaten-Pässen ausgestattet zu haben. Bern weist die Vorwürfe zurück.
Am Samstag lancierte das «Collectif pour la Défense de la République» (CDR) im Nachbarland Senegal eine zusätzliche Kampagne, um auch die im Ausland lebenden Malierinnen und Malier zum Boykott von Produkten aus der Schweiz und Frankreich aufzurufen.
«Zwei Drittel der MNLA-Führer sind im Besitz solcher Diplomaten-Pässe», sagte am Samstagabend der Sprecher des CDR in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Zudem habe Bern den Tuareg den Flüchtlingsstatus zugesprochen – wegen politischer Verfolgung.
Die erwähnte «Nationale Bewegung zur Befreiung von Azawad» (MNLA) ist ein Zusammenschluss von Tuareg-Rebellen, der die Unabhängigkeit von Gebieten im Norden Malis anstrebt. Anfang 2012 eskalierte der schon lange schwelende Konflikt mit den Tuareg und stürzte das Land ins Chaos.
Die MNLA sei im Grunde genommen ein «Instrument» Frankreichs und der Schweiz, sagte der Sprecher in Dakar weiter. Zwar räumte er ein, dass die Schweiz in Mali keine direkten wirtschaftlichen Interessen habe. Sie unterstütze allerdings die Separatisten-Bewegung der Tuareg im Norden des Landes. Denn diese würde Firmen zugute kommen, die «ein Schweizer Konto besitzen».
Absurde Vorwürfe
Bern weist die Vorwürfe alle zurück. «Die Schweiz hat niemals Diplomaten-Pässe an MNLA-Mitglieder ausgestellt», teilte das Aussenministerium (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit. Eine solche Behauptung sei gänzlich «unbegründet und absurd».
Die Schweiz habe für Mali keine anderen Ziele als den Frieden und eine Aussöhnung zwischen den Bewohnern des Landes. Sie unterstütze ein freies, demokratisches und geeintes Mali, das seine Minderheiten respektiere.
Seit Langem präsent
Das westafrikanische Land ist bereits seit 1977 Schwerpunktland der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Als 2012 der Konflikt mit den Tuareg eskalierte, engagierte sich die Schweiz rasch für die Vertriebenen des Konfliktes.
Aufgrund des dadurch erarbeiteten Vertrauens wurde die Schweiz von den laizistischen Tuareg der Nationalen Bewegung zur Befreiung von Azawad (MNLA) und der malischen Regierung um Vermittlung gebeten. «Die Bemühungen der Schweiz für einen Dialog in Mali sind immer mit dem Einverständnis aller Parteien erfolgt, und werden es auch in Zukunft sein», hält das EDA weiter fest.
Komplexer Konflikt
Mali war durch einen Militärputsch im März 2012 ins Chaos gestürzt. Daraufhin griff Frankreich im Januar vergangenen Jahres militärisch ein, um ein Vorrücken islamistischer wie auch von Tuareg-Rebellen zu stoppen.
Zusammen mit Soldaten aus afrikanischen Staaten vertrieb die französische Armee die Rebellen aus den grossen Städten des von ihnen kontrollierten Nordens. Die Sicherheitslage ist aber nach wie vor angespannt, und die malischen Truppen gelten als unzureichend ausgerüstet und schlecht organisiert.