Die Young Boys bestreiten ihr zweites Europa-League-Gruppenspiel im fernen Astana (17.00 Uhr/SRFzwei).
Die Rekordreise nach Kasachstan soll mit den ersten Punkten belohnt werden und einen Neuanfang markieren.
Der Auftakt in die Europa-League-Gruppenphase vor zwei Wochen gegen Olympiakos Piräus stand im Schatten der personellen Entscheide rund um den Klub. Freude auf die vierte Teilnahme an einer Gruppenphase wollte trotz ansprechender Leistung der Young Boys gegen den griechischen Meister nicht aufkommen. Zu sehr waren die Berner mit dem Chaos in der Teppichetage beschäftigt.
Trainer Adi Hütter gestand, dass die internen Turbulenzen nicht an allen spurlos vorbeigegangen seien. Schaut man bloss die Resultate seit der Entlassung von Sportchef Fredy Bickel an, scheinen vor allem die Offensivspieler gelitten zu haben: YB gelangen in den letzten vier Partien nur im Cup gegen den Zweitligisten Bazenheid Tore. Gegen Olympiakos (0:1), Vaduz (0:0) und Sion (0:0) blieb die allerdings auch stark verletzungsgeschwächte Offensive ohne zählbare Wirkung.
Weiterhin fehlen Hütter wichtige Spieler wie Guillaume Hoarau, Sékou Sanogo und Loris Benito, die vor der baldigen Rückkehr in den Spielbetrieb stehen, sowie Alexander Gerndt und Gregory Wüthrich. Zudem verzichtet der österreichische Coach in Astana auf Alain Rochat, dem eine Pause zugestanden wird, und den bereits seit geraumer Zeit nicht mehr aufgebotenen Milan Vilotic. Damit stellt sich die Mannschaft fast schon von selber auf. Neben Steve von Bergen dürfte in der Innenverteidigung der 21-jährige Nicolas Bürgy zu seinem ersten Europacup-Einsatz kommen.
Eine Schweizer Rekordreise
Seit der Ernennung von Christoph Spycher als neuer Sportchef ist die Situation bei YB wieder etwas klarer, und es bietet sich dem Team die Möglichkeit, eine Art Neustart in die Saison zu machen – in unbelasteter Umgebung, weit weg vom heimischen Stade de Suisse, aber ebenfalls auf Kunstrasen. Über 4500 Kilometer, so weit wie noch kein Schweizer Klub auf Europacup-Mission, flog die YB-Delegation schon am Dienstag. Nach über sechseinhalb Stunden landete sie in der kasachischen Hauptstadt, wo der Landesmeister der letzten beiden Jahre beheimatet ist.
Den Rückflug werden die Berner noch in der Nacht auf Freitag antreten. Die Landung in Basel ist für 6.00 Uhr morgens geplant, gefolgt von einer Carfahrt nach Bern und einem Training. Am Sonntag steht dann schon die Super-League-Partie gegen St. Gallen an. Angesichts des beträchtlichen Reisestress‘ wäre es besonders willkommen, wenn der Trip nach Astana mit Punkten belohnt würde. Bloss, bislang haben die Young Boys in dieser Saison auswärts wenig erreicht. Seit dem Sieg zum Auftakt der Super League in St. Gallen haben sie nur zweimal im Cup gegen Unterklassige gewonnen. Im Europacup verloren sie die letzten fünf Auswärtspartien.
Selbst wenn Astana kein grosser Name im europäischen Fussball ist, wird es für den Zweiten der letzten Super-League-Saison nicht einfach, seine Bilanz aufzubessern. Die Kasachen, die 14 Internationale in ihren Reihen zählen, haben keines der letzten neun Heimspiele im Europacup verloren und unter anderem bei ihrer Champions-League-Premiere im letzten Jahr Benfica Lissabon, Galatasaray Istanbul und den späteren Finalisten Atletico Madrid mit Unentschieden in Schach gehalten.
«Ich erwarte einen offensiv eingestellten Gegner», so Hütter. «Sie stehen nach der Niederlage in Nikosia wie wir unter Zugzwang.» Der FC Astana, der erst 2009 gegründete und mit staatlichen Mitteln alimentierte Klub, verlor am ersten Spieltag bei APOEL Nikosia nach einer Führung mit 1:2. Den kasachischen Treffer schoss das serbische Talent Nemanja Maksimovic (3 Länderspiele), einer von wenigen ausländischen Spielern im Kader von Astana.