Zur Eröffnung des neuen Hallhuber-Shops an der Freien Strasse in Basel lieferten sich Frauen in Bikinis ein Wettrennen um einen 500-Franken-Einkaufsgutschein.
Will an der Freien Strasse jemand einen neuen Kleiderladen eröffnen, muss er sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um noch Aufmerksamkeit zu erregen. Denn da sind ja schon so viele. Das weiss man natürlich bei der Modekette Schild AG, schliesslich führt sie an ebendieser Strasse selber einen Laden. Bisher gab es dort unter anderen auch Kleider der Marke Hallhuber zu kaufen, exklusiv bei Schild. Und offenbar verkauften die sich gut, so gut jedenfalls, dass Schild am ehemaligen Standort des Einrichtungsgeschäfts Füglistaller für die Marke Hallhuber einen eigenen Shop einrichtete. Heute Donnerstag war Eröffnung.
Auch wenn wir den 2. Mai haben, die Sonne lässt sich nicht blicken. Es ist grau, aber immerhin regnet es nicht. Allzu kalt ist es auch nicht. Im Modehaus Schild lächelt eine blonde junge Frau, die in diesem Jahr Miss Schweiz werden will, in Fernsehkameras. Im Bereich der Umkleidekabinen stehen Frauen in Bikinis rum, bald werden sie alle die Freie Strasse zum neuen Hallhuber-Shop hinaufrennen. So schnell sie können, denn die ersten zwanzig, die dort ankommen, gewinnen einen 500-Franken-Gutschein. Die meisten sind jung, schnattern und kichern. «Das isch doch total luschtig», sagt eine, «megageil», eine andere, und alle lachen wieder.
Die meisten sind als Gruppe gekommen, oder zumindest zu zweit: Das sei einfacher und natürlich viel lustiger. Eine – sie steht etwas abseits – hatte sich eigentlich zusammen mit ihrer Schwester angemeldet, aber die musste kurzfristig absagen. Ja, nun ist sie halt alleine da und wirkt ein bisschen verloren. Aber sie findet die Idee mit dem Bikinirennen immer noch «originell». Kein bisschen doof, entwürdigend schon gar nicht. «In der Badi laufen wir schliesslich auch im Bikini rum.»
«Frech und mutig»
Reto Braegger, Einkaufsleiter bei Schild und Mitglied der Geschäftsleitung und gekleidet im edlen grauen Anzug, erklärt die PR-Aktion so: Die Hallhuber Marke stehe für junge, urbane und auch «freche» Mode. Also Mode für freche Frauen. Und diese Aktion, «die ein bisschen Mut erfordert», sagt Braegger, eigne sich doch hervorragend für freche und mutige Frauen. Nein, für die Idee zu dieser Aktion sei nicht entscheidend gewesen, dass es um Frauen gehe. «Hallhuber macht nun mal Frauenmode.»
Der grosse Moment ist gekommen. Etwa 40 halbnackte Frauen drängen sich hinter einem roten Band. Die pausenlos lächelnde Miss-Schweiz-Kandidatin steht mit der Schere parat. Punkt zwölf Uhr waltet sie ihres Amtes – und die Frauen rennen los, die Freie Strasse hinauf. Schnell, es geht schliesslich um Kleider im Wert von 500 Franken. Passanten bleiben stehen. Verwundert und verwirrt die einen, lachend und grinsend andere.
Zwei junge Männer wollen wissen, was da los ist. «Was, es geht um 500 Stutz?», sagt der eine, «also dafür würde ich das auch machen.» Sein Kollege meint, er würde das sogar für hundert tun: «Ich möchte schon lange mal in Unterhosen durch die Stadt rennen.» Drei schon etwas angejahrte Herren stehen noch an der Strasse, nachdem die Bikinigirls längst an ihnen vorbei sind. Sie sind fröhlich – ihre Äuglein glitzern, sie lachen, ihre runden Bäuche wackeln.
«Megalustig»
Die Bikinisprinterinnen sind am Ziel, das Rennen ist entschieden. Drei junge Frauen hocken auf der Treppe im Laden, schwer schnaufend. Ja, sie hätten den Gutschein, sagen sie. Oben sind ein paar bereits am Schauen, was ihnen gefallen könnte. Verschwitzte Körper zwischen den Kleiderständern. Ein elegante Dame eilt herbei und bittet die Frauen geschäftsmässig freundlich zu den Kabinen, wo sie wieder ihre Kleider anziehen könnten. Plappernd und lachend folgen sie ihr. Selbst diejenigen sind zufrieden, die zu langsam waren, um zu gewinnen. Sie erhalten einen 20-Prozent-Rabatt-Gutschein für einen Einkauf bei Hallhuber. «Ausserdem», sagt eine, «war es einfach eine megaschöne Sache, megalustig.»
Und so sieht es aus, wenn 40 leicht beschürzte Damen die Freie Strasse hinaufrennen: