Die Tour de France hat am Dienstag in Bern eine Verschnaufpause eingelegt. Während die Athleten in Hotels in und um Bern ihre Muskeln lockerten und Interviews gaben, ging in der Stadt das Leben seinen gewohnten Gang.
Auf dem Bundesplatz war Markt, in den Gassen und Strassen erinnerte kaum etwas an den Radsport-Grossanlass, der erstmals in seiner Geschichte in Bern Halt macht. Einzig ein paar kleinere Grüppchen Hobbyradler kurvten auf den Spuren ihrer Vorbilder durch die beflaggte Altstadt.
So rasch wie die Infrastruktur für das grösste Radrennen der Welt am Montag aufgebaut wurde, so rasch verschwand sie auch wieder. Kaum waren die Rennfahrer im Ziel, wurden Absperrungen weggeräumt und Strassen wieder freigegeben. Bereits am frühen Abend war der Spuk in Bern fürs erste vorbei.
Durchschnittlich vier Kilometer Absperrungen und zweieinhalb Kilometer Banderolen sowie hunderte weitere Schilder werden jeweils im Start- und Zielgelände montiert, wie aus Tour-Unterlagen hervorgeht.
Nebst dem Tour-Tross, der Berner Kantonspolizei, dem Tiefbauamt, der Schweizer Armee, dem Zivilschutz und den Betrieben des öffentlichen Verkehrs standen rund 1’100 freiwillige Helfer im Einsatz.
Die Ankunft der Tour in der Bundesstadt sorgte bei den Berner Organisatoren für zufriedene Gesichter. Stadtpräsident Alexander Tschäppät freute sich, dass dieser Tage wunderschöne, sommerliche Bilder Berns um die Welt gehen. Die Stadt erhofft sich davon eine Werbewirkung.
Auch Tour-Direktor Christian Prudhomme hatte für Bern ein paar freundliche Worte parat: «Dass eine Hauptstadt ausserhalb Frankreichs Austragungsort einer Tour de France-Etappe ist, kommt nur sehr selten vor», sagte er. Der Halt in Bern sei für die ganze Tour-Familie speziell, da man zwei Tage am Ort verbringen könne und Zeit habe, «eine wunderschöne Stadt» zu besuchen.
Entspannen und aufschnaufen
Die Rennmannschaften verbrachten den offiziellen Ruhetag am Dienstag in Hotels in der Stadt Bern, in Freiburg, im Emmental und am Bielersee. Der Berner Etappensieger Peter Sagan logierte mit seinem Team am Thunersee. Auch im Berner Fünfsternehaus Bellevue-Palace war eine Mannschaft untergebracht. Techniker nutzten den Ruhetag, um vor dem Hoteleingang an der Sonne die Velos zu revidieren.
Vorübergehend aufschnaufen konnten am Dienstag auch die Pendlerinnen und Pendler. Der öffentliche Verkehr in Bern funktionierte mit Ausnahme der nach wie vor gesperrten Tramline Richtung Wankdorf wieder ohne Einschränkungen. Am Montag war praktisch der gesamte öffentliche Verkehr von Umleitungen und Ausfällen betroffen gewesen. Dies verlangte der Bevölkerung und den Pendlern einiges an Geduld ab.
Noch einmal Rennatmosphäre
Am Mittwoch wird die Tour-Infrastruktur in Bern noch einmal hochgefahren: die 17. Etappe über 184,5 Kilometer führt zunächst ohne Rennambitionen durch die Berner Altstadt, vorbei am Zytglogge und Bundesplatz.
Ausserhalb von Bern wird das Rennen dann freigegeben. Es führt durchs Gürbetal ins Simmental und Saanenland. Von dort pedalen die Rennfahrer über den Col des Mosses nach Aigle und weiter ins Wallis. Gegen Ende der Etappe gilt es nochmals eine happige Steigung von Martigny hoch zum Stausee von Emosson zu meistern.