Rethymno ist wie seine Geschichte – der Ort bietet jedermann etwas

Die Hafenstadt Rethymno zeigt eindrücklich die Einflüsse der unterschiedlichen Religionen und Kulturen auf Kreta. Die griechische Stadt bietet allen etwas: Christen und Muslimen – Sonnenanbetern und einer bescheidenen Feiergemeinde.

Ausläufer bis ins Meer: Das Panorama vom Bauernhof auf die hügelige Landschaft um das kleine Dorf Adele. (Bild: Stephan Pruss)

Die Hafenstadt Rethymno zeigt eindrücklich die Einflüsse der unterschiedlichen Religionen und Kulturen auf Kreta. Die griechische Stadt bietet allen etwas: Christen und Muslimen – Sonnenanbetern und einer bescheidenen Feiergemeinde.

Wenn heute der Blick von den Türmen der Burg Fortezza über die Weiten des Kretischen Meeres schweift, wirkt das beruhigend idyllisch. Früher war es gar überlebenswichtig. Ab dem 16. Jahrhundert spähten hier Soldaten nach möglichen Angreifern – und die waren zahlreich in der damaligen Zeit. 

Nachdem das an der Nordküste gelegene Rethymno mehrmals geplündert worden war, zogen die Venezianer um ihre Stadt eine Mauer, von der heute noch das Tor Porta Guora zeugt. Doch auch dies hielt die Korsaren nicht davon ab, einzumarschieren und alles niederzubrennen. Eine neue Verteidigungsstrategie musste her. Also bauten die Bewohner 1573 eine Festungsanlage auf dem Hügel Palaiokastro. Zwar hielt sie in den Jahrzehnten danach Angriffen stand, doch die Osmanen waren schier zu übermächtig. 1646 eroberten sie die Festung und bauten die Moschee Sultan Ibrahim Han direkt neben die Bischofsvilla.

Anreise
Während der Saison
(Mai-Oktober) fliegen Air Berlin und TUIfly ab Basel nach Heraklion. Von dort aus sind es 80 Kilometer bis nach Rethymno. Wer keinen Bustransfer zum Hotel im Pauschalpaket gebucht hat, kann am einfachsten mit dem Mietwagen fahren. Das Auto ist für Ausflüge fast notwendig. Alle gängigen Vermieter betreiben Schalter am Flughafen.

Heute gilt die Fortezza als bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt. Sie ist nur ein Beispiel, warum Rethymno – gar die ganze Insel Kreta – ein Schmelztiegel der Religionen und Kulturen ist. Besucher können sich an Kirchen und Moscheen sattsehen.

Touristen bringen Arbeit – und Geld

Eine andere Kultur, diejenige der Moderne und des Lifestyles, hat die junge Generation unterhalb der Fortezza entwickelt. Am Hafen drängen sich Bars und Restaurants nebeneinander – einige zielen offensichtlich auf Touristen als Kundschaft, andere sind bei Einheimischen sehr beliebt. Ein bisschen Sehen-und-Gesehenwerden gepaart mit einer Bloss-keine-Hektik-Mentalität.

Und die Krise? Kreta spiegelt sicherlich nicht die Lage des ganzen Landes akkurat wider. Doch die griechische Tourismusbranche hat sich wieder erholt und schreibt Rekordwerte. Rund 18 Millionen Menschen besuchten Griechenland letztes Jahr, und die nationale Vereinigung der Tourismusbetriebe SETE rechnet mit einer weiteren Steigerung. Der Sektor zieht besonders auf Kreta viele Arbeitskräfte an. Der Wermutstropfen ist, dass auch Akademiker in Hotels und Restaurants servieren und qualifizierte Informatiker bei Autovermietungen arbeiten, weil andere Branchen weiterhin um ihre Existenz kämpfen müssen.

Oberflächlich ist davon freilich wenig zu sehen. Zumindest während der Saison von Anfang Mai bis Ende Oktober tummeln sich scharenweise Reisende und Einwohner auf den Strassen und Plätzen Rethymnos. Die Gassen sind gesäumt mit kleinen Läden, in denen es Kräuter und Souvenirs gibt. Und im Zentrum der Stadt, gleich um die Ecke des Rimondi Brunnens, haben sich teils namhafte Kleiderboutiquen und andere Markengeschäfte an der Arkadiou Strasse niedergelassen.

Von der Burg zum Bauernhof

Die Stadt ist überschaubar, doch beim Verkehr ist jegliche Übersicht rasch verloren. Die Kreter lieben das Autofahren – auch gerne durch Rethmyno. Doch mit etwas Geduld und einem Hauch Risikobereitschaft dauert die Fahrt in die Berge nicht lange. Am Hang eines Ausläufers des Idagebirges liegt in der Nähe des Dorfes Adele die Agreco Farm. Ein organischer Landwirtschaftsbetrieb, der auch Hotels mit Olivenpaste oder kretischem Raki beliefert. Eine Führung kostet fünf Euro und beinhaltet ein Getränk, das vielleicht mit Meerblick noch etwas besser schmeckt als ohnehin schon. Und so schweift der Blick wieder über die entfernten Wogen des scheinbar unendlichen Blaus. Das wirkt beruhigend und ist vielleicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen einer militärstrategischen Festungsanlage und einem organischen Bauernhof.

  • Gemütliches: Hotels gibt es buchstäblich wie Sand am Meer in Rethymno und Umgebung. Warum nicht in den Badeferien einen Ausflug in die Stadt unternehmen? Einige Strandabschnitte wurden mit dem Umweltzeichen Blaue Flagge ausgezeichnet. Und am Strand liegen viele Hotels, einige sogar mit einer Busanbindung nach Rethymno wie das eher noble Grecotel Creta Palace.
  • Festes: Freunden der griechischen Küche fällt die Auswahl schwer. Das Angebot an grilliertem Fisch und Fleisch, eingelegtem Gemüse und Tsatsiki ist immens. Wem auch die Atmosphäre wichtig ist: Auf einen gemütlichen Terrassengarten und höhlen-ähnliche Räume dürfen sich Gäste des Restaurants Veneto freuen (Epomenidou 4, in der Altstadt).
  • Halbfestes: Eine Erfrischung und etwas gegen den kleinen Hunger bietet Yog-inn Frozen Yogurt (direkt am Rimondi Brunnen).
  • Flüssiges: Ein bisschen In-Lokal, aber trotzdem mit herzlicher Atmosphäre. Das Nuvel Lounge Café serviert hervorragende Kaffee-Kreationen und eine grosse Auswahl an alkoholischen Getränken (Nearchou 47, direkt am Hafen).
  • Anstrengendes: Die Samaria-Schlucht zählt zu den Highlights der Insel. Besucher wandern bis zu 17 Kilometer durch die teilweise engen Felswände, die Hunderte Meter emporragen. Von Rethymno ist die Schlucht rund 100 Kilometer entfernt.
  • Spirituelles: Als Zentrum des Glaubens und des Widerstandes gegen das Osmanische Reich ist Arkadi für viele Kreter mehr als nur ein Kloster. Das Nationaldenkmal liegt rund 30 Kilometer von Rethymno entfernt.

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