Auch fünf Tage nach dem schweren Erdbeben im Osten der Türkei haben Rettungskräfte erneut einen Überlebenden aus den Trümmern geborgen. Rund 108 Stunden nach dem Unglück konnten die Helfer einen 13-Jährigen lebend bergen.
Ferhat Tokay heisst der Knabe, den aserbaidschanische Rettungskräfte am Freitagmorgen aus dem Schutt eines eingestürzten Hauses in der Stadt Ercis befreien konnten. Nach Angaben von Ärzten war sein Gesundheitszustand gut.
Fernsehbilder zeigten, wie ein Mitglied des Bergungsteams seine Hand schützend über die Augen des jungen Ferhat hielt, um seine an die Dunkelheit der Trümmer gewöhnten Augen vor dem Flutlicht der Rettungskräfte abzuschirmen.
Der Knabe hatte in einem Schuhladen im Erdgeschoss eines mehrstöckigen Hauses in Ercis gearbeitet, als der Erdstoss am Sonntagabend das Gebäude einstürzen liess.
Seine Familie hatte seit dem Beben vor den Trümmern des Hauses gewartet, bis die Rettungskräfte sie schliesslich nach Hause schickten, um sich etwas auszuruhen. Es bestehe sowieso keine Chance, den Knaben noch lebend zu finden, sagten sie. Wenig später erhielten die Verwandten dann die erlösende Nachricht
Regen, Schnee und Kälte
Eisige Kälte in der Nacht sowie Schneefall und Regen erschwerten weiter die Rettungsbemühungen. Einige Zeltlager schienen am Freitag im Schlamm zu versinken.
Wie die Behörden mitteilten, konnten bislang 187 Menschen lebend geborgen werden. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf 573. Mehr als 2600 Menschen wurden verletzt.
Das Beben der Stärke 7,2 hatte sich am Sonntag in der Provinz Van nahe der Grenze zum Iran ereignet. Die 75’000 Einwohner zählende Stadt Ercis ist am schwersten von den Erschütterungen betroffen. Behördenangaben zufolge wurden hier 80 Gebäude zerstört.
Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) startete unterdessen eine Luftbrücke für Hilfe an die Opfer des Erdbebens. Ein erster Flug nach Erzurum war für Freitag geplant, weitere Flüge für Montag. An Bord der Flugzeuge befinden sich jeweils 500 Zelte sowie 10’000 Wolldecken, wie ein UNHCR-Sprecher am Freitag in Genf erklärte.