Nach dem Erdrutsch in Guatemala steigt die Zahl der Opfer. Die Rettungsmannschaften bargen bislang 161 Leichen aus den Trümmern, wie die Staatsanwaltschaft am Montagabend (Ortszeit) mitteilte. Es gab kaum noch Hoffnung, weitere Überlebende in den Erdmassen zu finden.
Dennoch setzten die Rettungsmannschaften ihre Suche in der Siedlung Cambray II am Rande von Guatemala-Stadt fort. Wegen der Gefahr weiterer Abgänge arbeiten die Einsatzkräfte nun in kleineren Gruppen und werden alle zwei Stunden abgelöst, wie der Katastrophenschutz mitteilte.
«Die Bergungsarbeiten sind sehr schwierig, aber den Opfern die letzte Ruhe zu geben, ist das Geringste, was wir tun können», sagte ein Feuerwehrmann dem Radiosender Emisoras Unidas. «Gestern haben wir drei tote Kinder geborgen. Das ist hart.»
Präsident Alejandro Maldonado ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Noch immer wurden mindestens 450 Menschen vermisst, wie der Katastrophenschutz mitteilte. Einsatzleiter Sergio Cabañas sagte, es sei sehr unwahrscheinlich, noch weitere Überlebende zu finden.
Allgemein gilt, dass 72 Stunden nach einem Erdrutsch die Überlebenschancen von Verschütteten rapide sinken. Diese Frist lief in der Nacht zum Montag ab. An den Hängen oberhalb des Viertels seien neue Risse gesichtet worden, teilte der Katastrophenschutz mit. Zudem sei der Fluss Pinula am Rande der Siedlung angeschwollen, was die Arbeiten weiter erschwere.
1800 Helfer beteiligt
Insgesamt müssten 119’000 Kubikmeter Material abgeräumt werden, sagte der Minister für Transport, Infrastruktur und Bauwesen, Víctor Corado, der Zeitung «Prensa Libre». Die Arbeiten gingen sehr langsam voran, und es werde nun zielgenau nach Verschütteten gesucht.
An der Rettungsaktion waren rund 1800 Helfer beteiligt. Das Nachbarland Mexiko schickte Spezialisten des Katastrophenschutzes, der Polizei und des Militärs mit Suchhunden zu Unterstützung. Mit schwerem Gerät schafften die Einsatzkräfte Erde zur Seite, um zu den Verschütteten vorzudringen.
Der Erdrutsch war in der Nacht auf Freitag von tagelangen starken Regenfällen ausgelöst worden. Der Hügel über dem Viertel, in dem grösstenteils arme Familien leben, brach in zwei Teile. Medienberichten zufolge hatte der Katastrophenschutz den Bezirk schon vor Jahren als Risikozone deklariert und die Gemeindeverwaltung darüber informiert.