Rheinsalinen setzen Jobs aufs Spiel

Die Rheinsalinen verbieten einer Kleinfirma plötzlich, Meersalz selber zu importieren. Jetzt kämpft die Badesalzherstellerin ums Überleben. 

Patron Felix Matter kämpft für sein Unternehmen. (Bild: Michael Würtenberg)

Die Rheinsalinen verbieten einer Kleinfirma plötzlich, Meersalz selber zu importieren. Jetzt kämpft die Badesalzherstellerin ums Überleben. 

Als die Sekretärin anrief und aufgeregt erklärte, die Rheinsalinen hätten die Importbewilligung für Meersalz entzogen, glaubte Felix Matter, das liesse sich regeln. Doch der 64-jährige Patron der Kosmetikfirma Powder Company in Einsiedeln hatte sich ge­irrt. Sofort reiste er zusammen mit seinem Geschäftsführer nach Pratteln, um zu verhandeln. Ohne Bewilligung für einen direkten Import sei die Firma existenziell gefährdet, erklärten sie Jürg Lieberherr, dem Direktor der Rheinsalinen. Doch dieser blieb hart.

Seit zehn Jahren produziert die Powder Company Badesalz. Im Fabrikgebäude in Einsiedeln riecht es nach einer Mischung aus Fichte, Kiefer und Menthol. Maschinen, Boden – einfach alles ist mit einer feinen Schicht Puderstaub überzogen. Frauen mit Haarnetzen füllen ab, sortieren, packen ein. Der Patron kennt sie alle mit Namen, rund 50 Angestellte, fast alle arbeiten Teilzeit.

Auf den Lieferscheinen finden sich die Namen der Grossen der Kosmetikbranche. Sie lassen hier produzieren und verkaufen dann unter ihrem eige­nen Label weltweit: Auf einer Dose steht «Puder» in kyrillischer Schrift. Doch jetzt kämpft die Firma ums Überleben.

Beinharter Preiskampf

Zwar kauft das KMU weiter dasselbe Meersalz vom selben belgischen Lieferanten. Doch es darf ab sofort nicht mehr direkt einkaufen, sondern muss das Meersalz neu bei den Rheinsalinen mit Sitz in Pratteln beziehen. Dies schlägt sich im Preis nieder: Der Rohstoff kostet zwischen 29 und 53 Prozent mehr, je nach Körnigkeit. Und das fällt ins Gewicht: «Der Preiskampf beim Badesalz ist so hart, dass wir einen Auftrag verlieren, wenn wir nur ein paar Rappen pro Beutel aufschlagen müssen», sagt Felix Matter.

Intensiv hatte er vor über zehn ­Jahren, damals noch als Geschäftsführer, nach einem zweiten Standbein für die Puderfabrik gesucht. 2002 wurde er fündig und begann Badesalz herzustellen. Der Einstieg in das neue Geschäft war schwierig, doch schon 2005 produzierte die Firma so viel Badesalz, dass sie für den direkten Import des Rohstoffs eine Bewilligung benötigte. Denn grössere Mengen Salz impor­tieren dürfen Unternehmen nur mit dem Segen der Rheinsalinen, die im Auftrag der Kantone das Salzmonopol verwalten. Anstandslos bekam die Einsiedler Firma die Bewilligung für die Einfuhr von Meersalz. Sechs Jahre lang erneuerten die Rheinsalinen diese Bewilligung.

Vergeblich investiert

Die Powder Company investierte, kaufte unter anderem teure Mischer aus rostfreiem Stahl. Inzwischen machen die rund 200 Tonnen Badesalz pro Jahr rund die Hälfte des Umsatzes aus. Fast alles exportiert die Firma, ­80 Prozent in die EU. Der schwache Euro traf die Firma diesen Frühling deshalb hart. Dann traf auch noch die Hiobsbotschaft der Rheinsalinen ein.

Rheinsalinen-Direktor Jürg Lieberherr antwortete nicht auf die Frage, weshalb er die Importbewilligung ­entzog. Er erklärte nur, eine solche Bewilligung sei nur in «einzelnen Ausnahmefällen» möglich. Es gebe keinen An­spruch auf Erneuerung. «Eine Vorteilsgewährung für eine einzige Firma verbietet sich.» Seltsam nur, dass die Rheinsalinen diese «Aus­nahme­be­wil­ligung» zuvor sechs Jahre hintereinander anstandslos erteilten, Jahr für Jahr.

Lieberherr betont, dass die Powder Company vor der Beschwerdeinstanz der Kantone ihre Zahlen hätte offenlegen können, um zu beweisen, dass sie existenziell gefährdet sei. Firmen­chef Felix Matter widerspricht: «Wir haben alle Zahlen auf den Tisch gelegt. Einzig den Beweis, dass die ­Firma existenziell gefährdet ist, konnten wir nicht erbringen. Wie auch? Das geht erst, wenn es bereits zu spät ist.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09/12/11

Nächster Artikel