Rohstoffgigant Glencore soll im Kongo Menschenrechte missachten

Schlechte Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, verseuchte Flüsse: Der Rohstoffhändler Glencore soll in der Demokratischen Republik Kongo Menschenrechte und den Umweltschutz missachten. Der angeschuldigte Konzern versucht, sich in ein besseres Licht zu rücken.

Hauptsitz von Glencore in Baar im Kanton Zug (Archiv) (Bild: sda)

Schlechte Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, verseuchte Flüsse: Der Rohstoffhändler Glencore soll in der Demokratischen Republik Kongo Menschenrechte und den Umweltschutz missachten. Der angeschuldigte Konzern versucht, sich in ein besseres Licht zu rücken.

Über ein halbes Jahr haben die Nichtregierungsorganisationen (NGO) „Brot für alle“ und „Fastenopfer“ Nachforschungen zu den Geschäften des Unternehmens im zentralafrikanischen Land angestellt.

Sie führten viele Interviews mit Bergleuten, Angestellten, Dorfbewohnern oder Vertretern lokaler Behörden. Am Montag haben die Studienverfasser ihre Ergebnisse veröffentlicht. Die Vorwürfe sind zahlreich und gravierend.

Beispiel Tilwezembe: Die Konzession für die kongolesische Mine ist gemäss den Studienverfassern im Besitz der Glencore-Tochter Kamoto Copper Company (KCC). Rund 1600 Kleinschürfer würden dort auf eigene Faust Rohstoffe abbauen. Über Zwischenhändler gelange Glencore in den Besitz der Rohstoffe: Anderslautende Beteuerungen von Glencore sehen die Menschenrechtsorganisationen kritisch.

Der Konzern bestreitet den Vorwurf in jedem Fall vehement. Das Abbaugebiet von Tilwezembe sei von den Kleinschürfern besetzt worden: „Glencore profitiert in keiner Weise davon und kauft auch keine Produkte von den Kleinschürfern“, sagt Glencore-Sprecher Simon Buerk der Nachrichtenagentur sda.

Sicherheit nicht garantiert

Die Menschenrechtler bemängeln indessen, dass die Arbeiten in Tilwezembe ohne Sicherheitsvorkehrungen betrieben werden müssten und die Hygienesituation für die Arbeiter desolat sei. Immer wieder komme es zu tödlichen Unfällen.

Verletzte Arbeiter erhielten keine Entschädigung und einen Spitalaufenthalt könnten sie sich kaum leisten. Ausserdem sind gemäss Recherchen der Hilfswerke „Brot für alle“ und „Fastenopfer“ 700 Kinder oder Jugendliche unter 17 Jahren im Abbau beschäftigt.

Glencore könne nicht handeln, solange die Mine besetzt sei, entgegnet Buerk: „Andernorts haben andere Betreiber in vergleichbaren Situationen versucht, Leute zu vertreiben, was zu Gewalt und auch zu Todesfällen geführt hat.“ Glencore aber gehe sehr vorsichtig vor und versuche, Eskalationen zu verhindern.

Umweltsünden

Glencore sei für die massive Verschmutzung des Luilu-Flusses in der rohstoffreichen Provinz Katanga verantwortlich, kritisieren die Organisationen weiter. Laboruntersuchungen hätten ergeben, dass die Tochter KCC die Schwefelsäure, die sie für die Herstellung von Kupfer-Kathoden verwendet, unbehandelt in den Fluss einleitet. Fische gebe es im Fluss keine mehr.

Glencore hat nach eigenen Angaben Massnahmen gegen die Umweltverschmutzung ergriffen. Die hydrometallurgische Aufbereitungsanlage stamme von den Belgiern und somit aus der Zeit vor 1960, als Kongo eine Kolonie war, hiess es.

Glencore habe die Anlage 2009 übernommen und seither versucht, das Problem mit der Errichtung eines geschlossenen Systems für flüssige Abwasser zu lösen, sagt Simon Buerk. Dies sei insbesondere schwierig gewesen, weil gleichzeitig die Produktion aufrecht erhalten werden musste. Das Problem sei heute gelöst.

Steuerliche Schlupflöcher

Die Menschenrechtler prangern schliesslich die Steuerpraktiken des Rohstoffgiganten an. Durch Verlagerungen der im Kongo tätigen Firmen in Steueroasen seien dem kongolesischen Staat in den vergangenen zwei Jahren Gewinnsteuern in der Höhe von 196 Mio. Dollar entgangen. Eine Stellungnahme dazu gab Glencore nicht ab.

Der Zuger Weltkonzern sieht sich vielmehr in der Rolle eines Wohltäters: Glencore werde Ende 2012 im Kongo 3,3 Mrd. Dollar investiert und 10’000 neue Stellen im industriellen Bergbau geschaffen haben, sagt Simon Buerk. „Die Firma hat zudem umfangreiche freiwillige Zuwendungen an die dortige Bevölkerung geleistet“, fügt er an.

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