Im Strafprozess um die Erb-Pleite hat sich am Freitag erstmals der Beschuldigte Rolf Erb geäussert. Der Familienkonzern sei zu keinem Zeitpunkt überschuldet gewesen, sagte er vor dem Winterthurer Bezirksgericht. Er übte Kritik am amtlichen Gutachten, auf das sich die Anklage weitgehend abstützt.
Die Staatsanwaltschaft hielt in ihrer Replik fest an ihren Vorwürfen. Rolf Erb habe als Konzernchef in den Jahren 1998 bis 2002 wissentlich unwahre Firmenabschlüsse verwendet, um die Banken zu täuschen und zu weiteren Krediten zu veranlassen, obwohl die meisten Firmen der Gruppe längst überschuldet gewesen seien.
Der wegen gewerbsmässigen Betrugs, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung Angeklagte räumte ein, sein Vater Hugo Erb habe allenfalls zu kurzfristige Bankkredite ausgehandelt. Dieser habe damit im Frühjahr 2003, als die Umsätze im operativen Geschäft zurückgegangen seien, einen Fehler gemacht.
Wenn der nach dessen Tod eingesetzte Sanierer Hans Ziegler besonnener gehandelt hätte, wäre es nicht zwingend zum Untergang gekommen, sagte Rolf Erb. Ziegler hätte nach Ansicht von Erb mit den Banken ein Schuldenmoratorium aushandeln müssen, um den Konzern zu retten.
Grosse Gewinne mit Devisengeschäft
Alle Firmen der Erbgruppe, für die er zuständig gewesen sei, seien äusserst erfolgreich gewesen, hielt Erb fest. Auch mit dem Devisengeschäft habe er grosse Gewinne erzielt, allein von Anfang 2001 bis zum Zusammenbruch 2003 fast 650 Mio. Franken.
Die Beteiligung am deutschen Immobilienunternehmen CBB sei rückblickend betrachtet wohl „keine glückliche Investition“ gewesen, gestand er ein. Damals sei die Strategie aber nachvollziehbar und vernünftig gewesen.
Für die Geldabflüsse in diese Firma hätten jedoch die Devisengewinne längst gereicht. Nach dem Entscheid, die Beteiligung als „langfristige Investition“ anzusehen, habe es ab 1997 zunächst hohe Verlusten gegeben. 2001 sei aber absehbar gewesen, die Gewinnschwelle zu erreichen.
Nach Meinung der Staatsanwaltschaft war die Hoffnung, die CBB könne saniert werden, unbegründet. Und selbst bei Devisengewinnen in Milliardenhöhe wäre „ein riesiges Loch geblieben“.