Mit nur einem Sieg nach 90 Minuten schafft Portugal in Frankreich der Durchmarsch zum Titel. Die Helden des Finals sind Eder und der verletzte Captain Cristiano Ronaldo.
Dass ausgerechnet Eder, der Ergänzungsspieler von OSC Lille, beim 1:0 n.V. gegen Gastgeber Frankreich zum portugiesischen Matchwinner avancieren würde, hätte wohl kaum einer vorausgesagt, passte aber zu diesem Final, der aufgrund seiner Dramaturgie in die Geschichte eingehen wird. Vor zwei Jahren war der Stürmer nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus an der WM in Brasilien einer der Sündenböcke gewesen, vor seiner Einwechslung im Final für Renato Sanches – der jüngste Spieler, der jemals einen EM-Final bestritt – hatte Eder gerade mal in der Vorrunde eine knappe Viertelstunde auf dem Platz gestanden.
«Es ist einfach unfassbar. Wir haben so hart gearbeitet und so lange darauf gewartet», sagte Eder, der in der 109. Minute Hugo Lloris mit einem Schuss aus 20 Metern bezwang. Vom ersten Tag an habe er gewusst, dass seine Chance einmal kommen werde. «Und dieser Moment ist nun unvergesslich.»
Neben Torschütze Eder stand auch Cristiano Ronaldo im Fokus – obwohl er fit nur sieben Minuten auf dem Feld gestanden hatte. Der 31-jährige Captain konnte am Ende des langen Abends im Stade de France, der für ihn aufgrund seiner verletzungsbedingten Auswechslung mit bitteren Tränen begonnen hatte, doch noch strahlen, als er kurz vor Mitternacht den Coupe Henri-Delaunay in den Pariser Nachthimmel heben durfte.
«Dies ist einer der glücklichsten Momente meiner Karriere, auf den ich seit 2004 gewartet habe», sagte Ronaldo, der nach 25 Minuten das Feld hatte verlassen müssen, später das Team aber von der Trainerbank und in der Coaching-Zone mit vollem Engagement unterstützte. Den Titel widmete er Portugal. «Die Menschen Portugals haben den Erfolg ebenso wie die Spieler verdient.» Es sei nicht der Final geworden, den er sich vor der Partie erhofft gehabt habe, es sei aber nicht möglich gewesen, weiterzuspielen. «Die Schmerzen waren zu gross.»
Trainer Fernando Santos lobte seinen Superstar: «Cristiano war ein grossartiges Beispiel, er hat es zweimal noch versucht. In der Kabine hat er den Jungs geholfen, das war die Definition von Teamwork.» Der 61-jährige Santos blieb auch in seinem 14. Pflichtspiel mit Portugal ungeschlagen. Er habe den Spielern immer gesagt, dass sie zwar viel Talent besitzen würden, dass sie aber immer mehr kämpfen und mehr rennen müssten als der Gegner.
Der französische Captain Hugo Lloris lobte Portugal: «Wir waren nicht cool genug. Portugal war mental stark, sie haben nur ein Spiel gewonnen über 90 Minuten, das zeigt die Ressourcen, die dieses Team hat.» Auf Seite des Gastgebers waren die Enttäuschung und der Ärger verständlich, war Frankreich doch in der regulären Spielzeit das bessere Team gewesen. «Wir haben die grosse Chance vergeben, den Titel zu holen», sagte Trainer Didier Deschamps. Es gebe keine Worte, dieses Gefühl zu beschreiben. «Es ist brutal. Wir haben gemeinsam gelitten, wir haben gemeinsam gewonnen und wir haben am Ende gemeinsam verloren.»
Einer der grossen Verlierer des Abends war Antoine Griezmann. Der 25-Jährige, der bereits im Champions-League-Final mit Atletico Madrid unterlegen war, hatte es in den eigenen Händen, zum Superstar des Turniers zu avancieren, als er in der 66. Minute aus fünf Metern zum Kopfball ansetzte, der Ball aber knapp übers Tor flog. Mit sechs Treffern wurde er zwar Torschützenkönig, im 70. Spiel der Saison kam ihm aber die Effizienz abhanden, die er in der K.o.-Runde mit fünf Treffern an den Tag gelegt hatte, ab. Es sei trotzdem stolz auf die Mannschaft und versprach: «Wir werden stärker zurückkommen.»
Griezmann und Co. erhielten viel Trost, aber auch Danksagungen für ihre Auftritte in den vergangenen gut vier Wochen. Der nicht nominierte Karim Benzema meldete sich ebenso zu Wort wie Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris. Sie twitterte: «Bravo Portugal & danke an die »Bleus« für den Traum, den sie uns geschenkt haben.»