Nach 22-monatiger Schliessung öffnet das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Museum in Genf am 18. Mai wieder seine Tore. Die neue Dauerausstellung «Das humanitäre Abenteuer» wurden von namhaften Architekten aus drei verschiedenen Kontinenten gestaltet.
Die neue Dauerausstellung verfügt über eine zusätzliche Fläche von 600 Quadratmetern. Sie beleuchtet die Arbeit des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes sowie das humanitäre Völkerrecht. Vor dem Umbau war die Ausstellung chronologisch aufgebaut. Dieses Konzept hat einer thematischen Ausrichtung Platz gemacht.
Das Museum musste sich 25 Jahre nach seiner Eröffnung unumgänglich einer Veränderung unterziehen, sagte am Dienstag Museumsdirektor Roger Mayou vor den Medien in Genf. Im heutigen Internetzeitalter könne man innert Minuten alle Informationen zum Roten Kreuz finden.
Man wolle deshalb Emotionen bieten, der Mensch als Zentrum jeder Humanität. Der modernisierte Museumsbau ist in den Hügel unter dem altehrwürdigen Sitz des IKRK eingebettet. Die neue Dauerausstellung zeigt in drei Teilen verschiedene Gesichter des Roten Kreuzes.
Als roter Faden führen zwölf Zeitzeugen durch die Ausstellung, darunter Carla del Ponte, Chefanklägerin des Jugoslawien-Tribunals von 1999 bis 2007, aber auch Emmanuel Jal, ein Kindersoldat aus dem Sudan oder Liliose Iraguha, Überlebende des Völkermordes in Ruanda.
«Die Menschenwürde verteidigen»
Ein vom brasilianischen Architekten Gringo Cardia gestalteter Teil trägt den Namen «Die Menschenwürde verteidigen». Neben zahlreichen Denkanstössen sind Objekte wie eine aus Milchpulvertüten gebastelte Gitarre zu sehen, die von Gefangenen gefertigt und Rotkreuz-Delegierten bei Besuchen geschenkt wurden.
Der von Shigeru Ban entworfene zweite Teil «Risiken und Naturgefahren begrenzen» befasst sich mit Naturkatastrophen. So können Besucher spielerisch versuchen, möglichst viele Menschenleben vor einem Wirbelsturm zu retten.
Der japanische Architekt baute ganz auf Karton. Er verwendete dieselben Röhren aus Recycling-Karton, die für Bauten nach Naturkatastrophen gebraucht werden.
Getrennte Familien
Der emotionalste dritte Teil «Familienbande wiederherstellen» zeigt Karteikarten der internationalen Zentralstelle für Kriegsgefangene. Sie dokumentieren das Schicksal von zwei Millionen Kriegsgefangenen und Zivilpersonen in besetzten Gebieten.
Eine Wand aus Hanfbeton zeigt Bilder ruandischer Kinder, deren Eltern getötet wurden. Hinter dieser Idee steht der Architekt Diébédo Kéré aus Burkina Faso. Die andere Seite der Wand zeigt auch Fotos von Habseligkeiten, die in den Massengräbern in Srebrenica gefunden wurden.
Mit Hilfe dieser Objekte erhielten manche Familien Gewissheit über den Tod ihrer Angehörigen. Ist eine Zusammenführung nicht mehr möglich, so ist die Gewissheit des Todes besser als gar keine Nachricht.
Im insgesamt 19,8 Millionen Franken teuren Umbau wurde auch ein 500 Quadratmeter grosser Raum für Sonderausstellungen eingerichtet. An der Finanzierung haben sich neben der öffentlichen Hand auch Private beteiligt.