Der Rothirsch ist 2017 das «Tier des Jahres». Pro Natura hat den «König der Wälder» auch deshalb gewählt, um auf dessen Probleme in der stark zerschnittenen Landschaft der Schweiz aufmerksam zu machen.
Rothirsche haben ein ausgeprägtes Mobilitätsbedürfnis, wie die Naturschutzorganisation Pro Natura in ihrer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Sie wandern oft weite Strecken: Zwischen Tages- und Nachtquartier sowie zwischen ihrem Sommer- und Winterlebensraum.
Die Wanderrouten der Rothirsche werden gemäss Pro Natura indes immer mehr unterbrochen, etwa durch Strassen, Schienen und Siedlungen. Für die Überbrückung der von Menschen gemachten Hindernisse brauche es «dringend» mehr Wildtierkorridore. Die Naturschutzorganisation startet daher die Kampagne «Freie Bahn für Wildtiere!».
Schweres Geweih und Winterstarre
Der Rothirsch ist eines der grössten einheimischen Säugetiere. Bei Männchen werden Schulterhöhen von bis zu 130 Zentimeter gemessen. Die bekanntesten Merkmale sind das majestätische Geweih, das bis zu acht Kilogramm wiegen kann, und das ohrenbetäubende Röhren zur Brunftzeit. Hirschmännchen brüllen sich dabei bis zu 500 Mal in der Stunde «die Seele aus dem Leib», um Weibchen zu umwerben.
Im Winter fallen Rothirsche für einige Stunden am Tag in eine temporäre Kältestarre. Um Energie zu sparen, drosseln die Tiere die Durchblutung des äusseren Rumpfes und der Beine. Dabei sind die Hirsche weitgehend bewegungsunfähig. Werden sie in diesen Phasen gestört, müssen sie innert Sekunden vom «Sparmodus» in den «Vollbetrieb» wechseln, was ein hoher Energieverschleiss bedeute.
Nach Ausrottung wieder eingewandert
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Rothirsch in der Schweiz ausgerottet. Von Österreich her fand ab 1870 die Rückkehr statt. Mit dem eidgenössischen Jagdgesetz wurden 1875 für die Rothirsche entscheidende Verbesserungen eingeführt: Jagdbanngebiete, beschränkte Jagdzeiten sowie der Schutz der weiblichen Tiere.
Heute leben rund 35’000 Rothirsche in der Schweiz, wie es weiter heisst. Die meisten Tiere leben im Südosten der Schweizer Alpen. Vorkommen gibt es auch im Mittelland; etwas weniger im Jura. Dies zeigt gemäss Pro Natura, dass die natürliche Ausbreitung des «wilden Pendlers» durch unüberbrückbare Hindernisse aufgehalten werde.