Uruguay war das dominierende Team der 1920er-Jahre. Es gewann 1924 und 1928 Olympia-Gold, dreimal die Copa America und 1930, an der ersten FIFA-Weltmeisterschaft, auf überragende Weise den Titel.
Wichtigster Spieler der «Celeste» in dieser äusserst erfolgreichen Zeit war José Leandro Andrade, weil er technisch und physisch den meisten überlegen war. Er soll der Erfinder des Scherenschlags gewesen sein, dazu Flugkopfball und Fallrückzieher beherrscht haben. Als Uruguay 1924 auf Europa-Tournee war und innert 190 Tagen 38 Spiele (unter anderem gegen die Schweiz) bestritt, wurde Andrade als «Fussballspieler mit den Füssen aus Gold» verehrt. Er war das «Maravilla Negra», das schwarze Wunder.
So erfolgreich Andrade als Uruguays Spielmacher war, so speziell las sich seine Biografie. Als Sohn einer Argentinierin und eines aus Brasilien geflüchteten Sklaven, der bei der Geburt des Kindes 98-jährig gewesen sein soll, wuchs er bei einer Tante in Montevideo auf. Als Kind verdingte sich Andrade als Schuhputzer und Zeitungsverkäufer, er fand als Perkussionist und Geigenspieler Gefallen am Karneval und am Nachtleben. Später sorgte der zweimal geschiedene Star als Varieté-Tänzer im Pariser Montmartre für Furore. Mit der legendären Josephine Baker tanzte er Tango.
Mit dem Ende seiner Karriere ging es aber auch mit der Person bergab. Andrade starb 1957 im Alter von 56 Jahren völlig verarmt in einem Kellerloch in Montevideo. Was von Pelés legitimem Vorgänger an persönlichen Gegenständen blieb, war eine Schuhschachtel mit ein paar Medaillen und Trophäen.