Wenige Minuten nach ihrem Start ist die Wahlkampf-Homepage von Russlands Ministerpräsidenten Wladimir Putin von Rücktrittsforderungen überflutet worden. „Verlassen Sie bitte die Politik“, hiess es am Donnerstag in einer Nachricht.
„Es ist ganz offensichtlich, dass sie wie eine Droge wirkt, trotzdem wäre ein Rückzug anständig.“ Dmitri Peskow, ein Sprecher Putins sprach von einem Hacker-Angriff. Bei einem Teil der Nachrichten habe es sich um Spam gehandelt. Einige wurden von der Seite genommen.
Dies sei nicht aus politischen Gründen geschehen, sagte Peskow. Nachdem sich mindestens ein Drittel der Botschaften gegen Putin wandte, wurde der Zugang zur Seite aber eingeschränkt.
Putins Sprecher kündigte weiter an, der Regierungschef werde sich vor der Präsidentenwahl nicht an TV-Debatten mit anderen Kandidaten beteiligen. Dazu lasse Putin seine Arbeit keine Zeit, begründete Peskow das „Njet“.
Putin ohne Ende?
Putin, der bereits von 2000 bis 2008 russischer Präsident war, will am 4. März ins Präsidentenamt zurückkehren. Seine erneute Kandidatur wird aber in Russland kritisiert. Zunehmend mehr Russen sehen mit Skepsis, dass Putin bei einem Wahlsieg bis 2024 Präsident bleiben könnte.
Zunächst könnte er bis 2018 amtieren, da Präsident Dmitri Medwedew die Amtszeit von vier auf sechs Jahre verlängert hatte. Zudem könnte Putin in sechs Jahren sich erneut wiederwählen lassen.
Weil Putin 2008 nach zwei Amtszeiten gemäss Verfassung nicht mehr zu einer Wiederwahl antreten durfte, liess er seinem Vertrauten Medwedew den Vortritt. Putin selbst übernahm den Posten des Ministerpräsidenten. Medwedew soll nun wieder Ministerpräsident werden.
Zweiter Wahlgang möglich
Der Kreml sieht sich jedoch nach der umstrittenen Parlamentswahl im Dezember, mit der der geplante Ämtertausch zwischen Putin und Medwedew eingeleitet wurde, Massenprotesten ausgesetzt. Zehntausende Demonstranten warfen der Regierungspartei Einiges Russland Wahlbetrug vor.
Dennoch bleibt Putin der beliebteste Politiker Russlands; er geht als klarer Favorit in den Wahlkampf. Allerdings waren seine Zustimmungswerte zuletzt gesunken. Beobachter schliessen deshalb nicht aus, dass Putin in eine Stichwahl gegen Kommunistenchef Gennadi Sjuganow gehen muss, bevor er sein Ziel erreicht.