In Ägypten ist am Samstag nach einer weiteren Krawallnacht wieder Ruhe eingekehrt. Allerdings wurde in der Nähe des Präsidentenpalastes in Kairo ein Toter gefunden.
Landesweit hatten Tausende Demonstranten am Freitag die Polizeigewalt und den autoritären Führungsstil der Regierung unter Präsident Mohammed Mursi angeprangert.
Bei den gewaltsamen Zusammenstössen zwischen der Polizei und Gegnern der regierenden Islamisten vor dem Präsidentenpalast in Kairo, in Alexandria sowie in anderen Städten wurden mehr als 120 Menschen verletzt. Unter ihnen seien auch sechs Polizeioffiziere, teilten Sicherheitsbehörden mit. Insgesamt seien 93 Menschen festgenommen worden.
In der Hauptstadt Kairo warfen Demonstranten Brandsätze und Feuerwerkskörper; zudem setzten sie Autoreifen in Brand. Als die Polizei massiv und mit Einsatz von Tränengas gegen die Kundgebung vorrückte, flohen die Protestierenden den breiten Boulevard hinunter, der am Präsidentenpalast entlangführt.
Auch in mehreren Städten der Provinz Gharbija im Nildelta, so in Kafr al-Scheich, gab es Zusammenstösse: 28 Menschen wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, die meisten durch das Einatmen von Tränengas. Nach mehreren Zusammenstössen in der Stadt Alexandria wurde die Zahl der Verletzten dort mit 20 angegeben.
Verratene Ziele
Zu den Protesten kam es, nachdem ein Bündnis von 38 Oppositionsgruppen dazu aufgerufen hatte, den islamischen Feiertag zum „Freitag der Würde“ zu machen. In Kairo hatten sich die Demonstranten in einem Sternmarsch zum zentralen Tahrir-Platz bewegt.
Die breitgefächerte Opposition wirft dem Präsidenten vor, die Revolutionsziele verraten zu haben. Mursi vertrete nur noch die Interessen der Muslimbrüder, denen er entstamme.
Nach dem zweiten Jahrestag der „Revolution des 25. Januar“, die 2011 zum Sturz von Langzeitpräsident Husni Mubarak und seiner Regierung geführt hatte, gab es in Ägypten die schlimmsten Ausschreitungen seit dem Amtsantritt Mursis. Seither dauern die Proteste an.