Als süchtig nach Online-Spielen und anderen Internetangeboten gelten in der Schweiz rund 2,5 Prozent der jungen Erwachsenen und Jugendlichen. Der Bundesrat will die übermässige Internetnutzung genauer untersuchen, weil es nur wenige Studien dazu gibt.
Der durchschnittliche Jugendliche oder junge Erwachsene in der Schweiz verbringt täglich zwei Stunden oder an freien Tagen sogar drei Stunden mit Surfen im Internet oder Computerspielen. Dies stellt der Bundesrat in einem Bericht fest, den er am Mittwoch verabschiedete.
Aus Sicht des Bundesrat ist das viel. Die Unterschiede zwischen den Jugendlichen seien aber gross: Während die einen nur wenige Minuten täglich im Internet surfen, sitzen andere stundenlang vor dem Bildschirm. Nach den wenigen verfügbaren Studien sei das Verhalten dennoch nur bei einer Minderheit exzessiv und damit problematisch.
Eine Studie der Suchtorganisation „Sucht Info Schweiz“ bezifferte 2010 den Anteil der problematischen Spieler und Spielerinnen im Alter zwischen 13 und 29 Jahren auf 2,5 Prozent. Der Anteil der Problematischen unter jenen, die überhaupt „gamen“, liegt rund doppelt so hoch bei 4,9 Prozent.
Diese jungen Erwachsenen sind gefährdet für die Folgen übermässiger Internetnutzung: Wenn sie nicht mehr einschätzen können, wie lange sie online sind, kann sich das negativ auf ihre Ernährung, Bewegung und ihren Schlafrhythmus auswirken. Wer lange vor dem Computer sitzt, riskiert zudem Muskelabbau und Haltungsschäden und neigt eher zum Suchtmittelkonsum.
Mehr Fälle erwartet
Aufgrund der verfügbaren Zahlen und internationaler Studien geht der Bundesrat davon aus, dass in der Schweiz 1 bis 6 Prozent der Nutzer einen problematischen Umgang mit dem Internet zeigen. Die Zahlen seien zwar nicht alarmierend, doch es müsse wegen der zunehmenden Internetnutzung mit einer steigenden Tendenz gerechnet werden, hält die Regierung fest.
Die Regierung beauftragt das Innendepartement (EDI) deshalb, die Situation zu beobachten und bessere Daten zu erheben. Exzessive Internetnutzung soll zudem in bestehenden Programmen stärker berücksichtigt werden, beispielsweise bei der Förderung der Medienkompetenz oder der Verminderung von Drogenproblemen.
Der Bundesrat liess das Gefährdungspotenzial von Internet und Online-Games in Beantwortung zweier Postulate der Nationalrätin Barbara Schmid-Federer (CVP/ZH) und der ehemaligen Ständerätin Erika Forster (FDP/SG) von Experten untersuchen.