Seit der Entdeckung der sterblichen Überreste eines vor 400 Jahren auf dem Theodulpass bei Zermatt verstorbenen Mannes ist viel über den sensationellen Fund geforscht worden. Die Ergebnisse münden nun in einem Buch und einer Ausstellung in Brig VS.
Der «Söldner» erhielt seinen Namen aufgrund der Waffen, die bei ihm gefunden wurden, wie der Kanton Wallis am Dienstag mitteilte. Es handle sich nach dem berühmten «Ötzi» – einer im Ötztal gefundenen Gletschermumie – um die zweitälteste Gletscherleiche Europas.
Der Mann trug beim Überqueren des wichtigen Alpenübergangs zwischen dem Matterhorn und dem Breithorn unter anderem eine Taschenpistole, ein klappbares Rasiermesser und einen Degen mit einem elegant gestalteten Griffkorb bei sich.
Die Überreste wurden 1984 zufällig entdeckt. Bis 1990 kamen laufend weitere Fundstücke hinzu. Es wurden auch 400 Jahre alte Alltagsgegenstände gefunden wie ein Paar Schuhe mit einer bis anhin unbekannten Form. Zudem trug der Mann Münzen auf sich.
Gemäss der Auswertung der sterblichen Überreste handelte es sich um einen 20 bis 30 Jahre alten Mann, der ursprünglich aus dem Alpenraum stammte. Die bei ihm gefundenen Waffen wurden in Deutschland angefertigt.
Soldat oder Reisender?
Die Forscher gingen nach dem Fund zunächst davon aus, dass der Verstorbene Soldat gewesen war. Accessoires wie die Pistole und der Degen liessen jedoch eher auf einen gut situierten Reisenden schliessen.
Für diese These sprach auch die gepflegte Erscheinung des Mannes mit roten Kleidern, modisch kurz geschnittenem Haar sowie gestutztem Bart. Er verlor sein Leben beim Überqueren eines der wichtigsten zeitgenössischen Handelspässe zwischen Nord und Süd und hinterliess damit eine tragische Momentaufnahme der Geschichte.
Buch vereint Forschungsergebnisse
Die Objekte wurden zuerst im Forum für Schweizer Geschichte in Schwyz, einer Filiale des Landesmuseums, deponiert, bevor sie 2006 in die Sammlungen des Geschichtsmuseums Wallis integriert wurden. Schon bald wird der Söldner wieder im Zermatter Matterhornmuseum zu sehen sein.
Über den Fund wird nun ein 240-seitiges Buch mit dem Namen «400 Jahre im Gletschereis. Der Theodulpass bei Zermatt und sein ‚Söldner’» publiziert. Es wird von der Kunsthistorikerin und Archäologin Sophie Providoli, dem Archäologen Philippe Curdy und dem Historiker Patrick Elsig herausgegeben.
Am Buch arbeiteten insgesamt 26 Autoren mit. Es bildet zudem den 13. Band der der Publikationsreihe des Geschichtsmuseum Wallis. Die Ausstellung in der Mediathek Wallis in Brig ist bis 6. Februar geöffnet.