Der verheerende Meteoriteneinschlag am Ural hat den russischen Ort Tschebarkul plötzlich weltberühmt gemacht. Jetzt wollen die Einwohner durch den Himmelskörper auch reich werden.
„Die Stadt hat eine gute Chance, nicht nur im Reiseführer erwähnt zu werden, sondern auch auf kreative Art Geld zu verdienen“, schrieb Bürgermeister Andrej Orlow am Mittwoch in seinem Blog. Er forderte die 40’000 Einwohner von Tscherbakul zu Vorschlägen auf, wie sich der Ort rund 80 Kilometer westlich der Millionenstadt Tscheljabinsk vermarkten könne.
„Unsere kleine Stadt ist plötzlich im Zentrum des Weltinteresses und auf den Titelseiten der internationalen und russischen Presse“, meinte der Politiker. Er schlug Schiffstouren über den See vor, in dem Forscher das Kernstück des „Meteoriten von Tschebarkul“ vermuten. Reisebüros hätten bereits Anfragen aus Japan erhalten.
Bisher haben Forscher nach eigenen Angaben Splitter des 10’000 Tonnen schweren Himmelskörpers gefunden.
Beratungen zu Abwehrprogrammen
In Wien sprachen sich Raumfahrtexperten für ein internationales Netzwerk zur Warnung vor Gefahren aus dem All aus. Die Expertengruppe des UNO-Büros für Weltraumfragen (UNOOSA) arbeite Vorschläge aus, die im kommenden Jahr von der UNO-Vollversammlung in New York abgesegnet werden sollen, hiess es.
Der Einschlag habe das Bewusstsein dafür geschärft, dass solche Dinge passieren können, sagte der Chef des NASA-Programms für die Beobachtung erdnaher Objekte, Lindley Johnson.
Mit ihren Empfehlungen beziehen sich die Experten überwiegend auf Himmelskörper mit einem Durchmesser von über einem Kilometer. Dies sei die Grenze, ab der man im Falle eines Einschlags mit weltweiten Konsequenzen rechne.
Die Wissenschaftler wollen nun ein Netzwerk und Expertengruppen etablieren. „Wenn es dann eine Bedrohung gibt, muss man nur die Schublade öffnen und hat die richtige Mission parat“, sagte der Chef des UNO-Aktionsteams für erdnahe Objekte, Sergio Camacho. Die Entscheidung müsse dann auf politischer Ebene fallen.
Rakete bis Atombombe
Im Falle eines Meteoriten-Einschlags mit weltweiten Folgen diskutieren die Experten Abwehrtechniken von einer Änderung der Flugbahn durch einen Raketeneinschlag bis zur Atombombe. Eine akute Bedrohung gebe es die nächsten 100 Jahre aber nicht. „Sie können ruhig schlafen“, sagte Johnson.
Eine mögliche Bedrohung würde „Jahre zuvor entdeckt“. Der Einschlag in Russland hätte auch bei der Umsetzung ihrer Empfehlungen nicht verhindert werden können, sagten die Experten. Die Menschen hätten aber vorbereitet werden können.