Nimmt man die bisherigen Spiele als Massstab, führt der Titelgewinn an der WM in Minsk über die Russen. Im Halbfinal werden sie von Titelverteidiger Schweden gefordert.
Was die Russen bislang in Minsk abgeliefert haben, ist mehr als beeindruckend. Der Rekord-Weltmeister erzielte bei seinen acht Siegen nicht nur am meisten Tore (34), sondern kassierte auch am wenigsten Gegentreffer (7). Dreimal spielte er zu Null. Dem nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Out an den Olympischen Spielen in Sotschi eingesetzten Trainer Olegs Znaroks ist es innert kürzester Zeit gelungen, ein funktionierendes Kollektiv zu formen.
Gerade wegen der defensiven Stabilität dürften die Osteuropäer nur schwer zu schlagen sein. Denn vorne besitzen sie von allen Teams in der weissrussischen Hauptstadt ohnehin das grösste Potenzial. In der Skorerwertung nehmen Viktor Tichonow (7 Tore/8 Assists) und Sergej Plotnikow (5/6) die Ränge 1 respektive 3 ein.
Die Schweden brauchen sich jedoch nicht zu verstecken. Sie sind ein Team, dass immer schwierig zu bezwingen ist. In Minsk unterlagen sie bisher erst dem ausgeschiedenen Olympiasieger Kanada, und dies erst in der Verlängerung. «Wir sind auch gut. Es wird eine enge Partie», sagte Gustav Nyquist, einer von acht NHL-Spielern im schwedischen Kader. Vor allem in den «Special Teams» sind die Skandinavier bislang stark. Im Powerplay beträgt die Erfolgsquote beinahe 30 Prozent, im Boxplay sind nur die Russen besser.
Finnland hofft auf Rinne, Tschechien auf Jagr
Ist das Weiterkommen von Russland und Schweden erwartet worden, kommt der Halbfinal-Einzug von Finnland auf Grund der Auftritte in der Gruppenphase überraschend. Zwar waren die biederen Nordländer beim 3:2 im Viertelfinal gegen Kanada, das gemäss Coach Dave Tippett seine «wahrscheinlich beste Leistung» an diesem Turnier ablieferte, spielerisch unterlegen. Der Sieg zeigt allerdings genau die Stärken der Finnen, bei denen nicht weniger als 15 Spieler im Kader stehen, die erstmals an einer WM dabei sind. Sie stehen defensiv sehr kompakt und verfügen mit Pekka Rinne, dem Teamkollegen von Roman Josi bei den Nashville Predators, über einen absoluten Topgoalie.
Deshalb ist Finnland auch gegen Tschechien einiges zuzutrauen, umso mehr, als der nächstjährige WM-Gastgeber bislang ebenfalls alles andere als einen unwiderstehlichen Eindruck hinterlassen hat. Die Tschechen, die wie Suomi mit einem WM-unerfahrenen Team antreten, unterlagen Dänemark (3:4 n.P.) und gewannen gegen die Slowakei (3:2) sowie Frankreich (5:4) erst nach Verlängerung. Der höchste Sieg ist das 2:0 gegen Absteiger Italien. Allerdings verloren sie auch nie höher als mit einem Tor Unterschied. Der unbestrittene Teamleader bei den Tschechen ist der 42-jährige Jaromir Jagr, der es bisher auf je vier Tore und Assists brachte. Hoffnung auf ein Weiterkommen gibt auch Trainer Vladimir Ruzicka, der nach dem Viertelfinal-Out in Sotschi zum dritten Mal an die Bande zurückkehrte. Unter ihm hatten die Tschechen 2005 und 2010 WM-Gold gewonnen.