Unter dem Eindruck der Ukraine-Krise baut Russland seine strategische Partnerschaft mit China aus. Die beiden Grossmächte wollen nicht nur militärisch, sondern auch bei der Energieversorgung enger zusammenarbeiten.
Der russische Präsident Wladimir Putin traf am Dienstag in Shanghai ein. Dort empfing ihn der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping mit den Worten «mein alter Freund», wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.
Zum Auftakt des zweitägigen Staatsbesuches vereinbarten die Nachbarländer eine ganze Reihe gemeinsamer Projekte. So wollen beide Staaten ein Langstrecken-Flugzeug in Konkurrenz zu Airbus und Boeing entwickeln, ihre Eisenbahnsysteme besser aufeinander abstimmen und eine Brücke über den Grenzfluss Amur bauen. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Noch kein Gasabkommen
Ein Durchbruch in den jahrelangen Verhandlungen über ein neues Gasabkommen liess aber zunächst noch auf sich warten. Mit den Lieferungen könnte sich Russland, das wegen seiner Ukraine-Politik vom Westen scharf kritisiert wird, unabhängiger von europäischen Gaskunden machen.
Putin hatte die Erwartungen auf einen Abschluss der Verhandlungen über das Gasabkommen selbst geschürt. Vor seinem Abflug nach China hatte er gesagt, die Diskussionen stünden kurz vor einer Einigung.
Russland zeigte sich jedoch optimistisch, dass eine Einigung kurz bevorsteht: «Der Prozess ist schon erheblich gereift, beim Preis gibt es allerdings noch etwas zu arbeiten», sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow laut Itar-Tass.
Die Verhandlungen liefen ununterbrochen, sagte der Chef des russischen Staatsunternehmens Gazprom, Alexej Miller. «Der Vertrag kann auf einer für beide Seiten vorteilhaften Grundlage unterzeichnet werden.»
Gute Beziehungen
Es ist das erste Mal, dass Putin China bereist, seit Xi Ende 2012 an die Spitze des Landes rückte. Xi hatte damals seinerseits Russland als Ziel seiner ersten Auslandreise als Präsident gewählt. Vor seinem Abflug nach Shanghai sagte Putin, die Beziehungen beider Länder seien so gut wie nie zuvor in der Geschichte.
Putins Gespräche mit Xi gelten auch als Zeichen an den Westen, dass Moskau die Suche nach neuen Partnern intensiviert. Nach dem Treffen demonstrierten beide Seiten Geschlossenheit.
In einer gemeinsamen Erklärung zeigten sich Russland und China besorgt über die Lage in der Ukraine und forderten eine Deeskalation in dem Konflikt. Bei einem landesweiten Dialog solle ein Konzept für die Entwicklung einer Verfassung erarbeitet werden, forderten Peking und Moskau.
Gemeinsam eröffneten Putin und Xi auch eine siebentägige Militärübung beider Länder im Ostchinesischen Meer. Daran nehmen insgesamt 14 Marineschiffe teil. China streitet in der Region mit mehreren Nachbarstaaten, darunter Japan und Vietnam, um verschiedene rohstoffreiche Inselgruppen und Territorien.