Bei der Aufklärung des Skandals um ein gross angelegtes Dopingprogramm für russische Sportler fordert Russland Rechtshilfe von der Schweiz. Dabei soll es um die Firma Berlinger Special AG in Ganterschwil im Toggenburg gehen.
Der Sprecher des Bundesamtes für Justiz (BJ), Folco Galli, bestätigte auf Anfrage, dass ein Rechtshilfegesuch der russischen Generalstaatsanwaltschaft eingegangen sei. Die «Ostschweiz am Sonntag» und die «Zentralschweiz am Sonntag» hatten darüber berichtet.
Die Bundesanwaltschaft prüfe das Ersuchen, sagte Galli. Weitere Angaben machten die Behörden nicht. Gemäss den beiden Sonntagszeitungen verlangt Russland Informationen über die Doping-Kontrollfläschchen der Firma Berlinger in Ganterschwil SG. Sie stellt die High-Tech-Fläschchen her und hat auch das Know-how, um allfällige Manipulationen nachzuweisen.
Vorwurf des Staatsdopings
Der Sonderermittler der WADA, Richard McLaren, hatte im vergangenen Juli Russland in einem Bericht vorgeworfen, während der Olympischen Winterspiele 2012 in Sotschi systematisch Dopingproben von russischen Athleten gefälscht zu haben. So sollen Geheimdienstmitarbeiter jeweils in der Nacht heimlich Fläschchen abgeholt, geöffnet und den Urin der gedopten Sportler durch sauberen Urin ersetzt haben.
Im McLaren-Bericht ist von einem gross angelegten Staatsdoping die Rede. Bei den Olympischen Sommerspielen in Rio 2016 durfte deshalb ein Drittel der russischen Delegation nicht teilnehmen. Russland bestreitet die Vorwürfe. In der kommenden Woche will der WADA-Sonderermittler den zweiten Teil seines Untersuchungsberichts veröffentlichen.
Der St. Galler SVP-Nationalrat Rino Büchel, Kritiker der Korruption im Sport, vermutet laut den Zeitungen, Russland wolle mit dem Rechtshilfegesuch den McLaren-Bericht torpedieren. Die Berlinger Spezial AG hat laut einem Sprecher bisher nur aus den Medien Kenntnis vom Rechtshilfegesuch.