Sag mir, wer die Tore schiesst

Im Eishockey wurde nach dem Ende der Qualifikation gefeiert, dass erstmals seit 1982 wieder ein Schweizer Stürmer Topskorer wurde und kein Ausländer. Im Fussball ist es Alex Frei, der zum zweiten Mal in Serie die Torjägerkrone gewinnen wird. Aber wie gut treffen die anderen Schweizer Stürmer in der Super League? Wenn im Schweizer Eishockey ein […]

Marco Streller (l.) und Fabian Frei (r.) herzen Alex Frei nach dessen Tor zum 2:0 für den FCB

Im Eishockey wurde nach dem Ende der Qualifikation gefeiert, dass erstmals seit 1982 wieder ein Schweizer Stürmer Topskorer wurde und kein Ausländer. Im Fussball ist es Alex Frei, der zum zweiten Mal in Serie die Torjägerkrone gewinnen wird. Aber wie gut treffen die anderen Schweizer Stürmer in der Super League?

Wenn im Schweizer Eishockey ein Einheimischer Topskorer wird, dann ist das schon fast ein Jahrhundert-Ereignis. In diesem Jahr ist Damien Brunner das Wunder gelungen, die ausländischen Stürmer auszustechen. Er ist der erste Schweizer seit Guido Lindemann 1982. Besonders im Jahr 2012: Mit Julien Sprunger war es ebenfalls ein Schweizer, der am meisten Tore aller NLA-Spieler erzielte.

Im Fussball sieht das etwas anders aus. Zwar spricht ein Blick auf die Torschützenkönige seit 1986 ebenfalls eine deutliche Sprache. 22-mal war ein Ausländer am treffsichersten, bloss 7-mal ein Schweizer (es gab mehrere Jahre mit zwei Spielern, die gleich viele Tore erzielten). Aber in den letzten Jahren halten sich Schweizer und Ausländer die Waage. Wird Alex Frei, wovon auszugehen ist, in diesem Jahr zum zweiten Mal in Serie Torschützenkönig, dann war es je fünfmal einheimische und zugezogene Arbeitskräfte, die das Runde am häufigsten ins Eckige bugsierten.

Besser oder schlechter? Beides!

Was das genau bedeutet – ob die Ausländer in der Liga schlechter oder die Schweizer besser geworden sind? Wahrscheinlich beides ein bisschen. Wobei es vor allem die Situation beim FC Basel ist, die das Bild entscheidend prägt. Torschützenkönig werden grundsätzlich nur Spieler aus Spitzenteams. Also ist entscheidend, ob die Clubs, die viel Geld ausgeben, auf teure Schweizer setzen – oder auf teure Ausländer.

Setzt der FCB also auf zwei Schweizer Ausnahmestürmer (die aus irgendeinem Grund, der mir eben wieder entfallen ist, nicht mehr im Nationalteam auflaufen), dann wird er sich keinen teuren Ausländer mehr leisten. Macht zwei Plätze weniger für qualitativ hochstehende Gastarbeiter. Und wenn der FC Luzern ganz auf Stürmer verzichtet, wie das die Luzerner Fans Trainer Murat Yakin vorwerfen, schränkt sich das Job-Angebot weiter ein.

Interessant ist, dass Christian Gross in Bern wie bereits zu Basler Zeiten konsequent auf ausländisches Stürmerpersonal zu setzen scheint. Und auch hier einen Umbau vom YB-gängigen Afrikaner zum von Gross geliebten Südamerikaner mit viel «Grinta» voran treibt.

Und wie sieht das nun in Zahlen, Grafiken und Kuchendiagrammen aus, fragen Sie? Na so! (Stand: Nach der 23. Runde.)

 

Von den bislang 249 in der Super League erzielten Toren, entfallen 149 auf Schweizer Spieler. Die Eigentore habe ich jetzt mal grosszügig nicht mit einberechnet. In Prozenten sieht das dann so aus. Klicken Sie in die Kuchenstücke, um Prozente und effektive Zahlen zu sehen.

Knapp 60 Prozent der Tore werden von Schweizern erzielt. In den laufenden Playoffs der Eishockey-NLA sind es derzeit (nach Spiel drei der Viertelfinal-Serien) 68 Prozent, für die Einheimische verantwortlich zeichnen. Allerdings dürfen auf Eis nur drei Ausländer eingesetzt werden, während im Fussball auch mit elf (EU-)Ausländern gespielt werden dürfte. Lausanne-Sport kam dem beim grandiosen 0:0 bei den Grasshoppers nahe, als bloss drei Schweizer von Beginn weg spielen durften.

Eben diese Grasshoppers sind es, bei denen die Schweizer prozentual am erfolgreichsten sind. Oder heisst es bei GC angesichts der bloss 20 erzielten Tore: am wenigsten erfolglos?

Dicht auf den Fersen der Hüpfer der FC Thun, der in der Winterpause gerne die bei den Young Boys scheinbar nicht mehr erwünschten Tore in Person von Marco Schneuwly übernommen hat (4 Spiele, 3 Tore, 1 Rote Karte in Thun). Die beiden Tore, die hier einem Italiener gutgeschrieben werden, gehen zudem auf das Konto von Enrico Schirinzi, der wurde zwar im Bel Paese geboren, spielt aber seit Juniorenzeiten in der Schweiz. Zudem hat Thun den Paraguayer Dario Lezcano, der auf die Statistik drückt, clever nach Luzern weitergereicht.

Bloss Platz drei derzeit in dieser Tabelle für den FC Basel. Na, wenn das Alex Frei nicht anstacheln wird, weiter Tore zu schiessen.

Jetzt geht es mit den Prozenten rapide bergab. Der FC Zürich stellt so etwas wie den Schweizer Durchschnitt dar. Eindrücklich die sechs Nationen, die sich in die Torschützenliste eingetragen haben. Aber, Sie ahnen es, da geht noch mehr.

Allerdings noch nicht bei den Young Boys. Die Berner arbeiten dafür daran, die einheimische Torproduktion zu drosseln. Für den Sturm wurden Argentinier und Venezuelaner verpflichtet, auf der Flanke ist der Kanadier Simpson dabei, den Schweizer David Degen zu verdrängen. Was das nun darüber aussagt, wie wohl sich Degen unter Gross fühlt, wie stark der kanadische Fussball im allgemeinen geworden ist und ob Gross so wirklich mehr kompakte Konsequenz auf den letzten zwanzig Metern erhält, lassen wir hier mal offen.

Nicht weniger als acht (in Worten: ACHT) Nationalitäten haben es in Luzern zum Torerfolg gebracht. Das ist derzeit absolute Spitze und lässt sogar den traditionell international ausgerichteten FC Sion vor Neid erblassen. Noch ist Luft nach oben. Im Kader hat Murat Yakin nämlich Spieler aus zehn Ländern.

Servette, ach Servette! Sind wir einfach froh, dass ich den Club nicht bereits wie Xamax aus dieser Statistik streichen musste. Schön, wenn bis Ende Saison überhaupt jemand im Genfer Dress versucht, Tore zu erzielen.

Tore? Sind für Lausanne-Sport in diesem Jahr scheinbar nicht erstrebenswert. Die drei Resultate der Waadtländer 2012: 0:0, 0:0 und 0:0. Wow! Und wenn es doch wieder einmal passieren sollte, können es eigentlich nur Matt Moussilou (Frankreich) oder Junior Negrao (Brasilien) sein, die treffen. Alle anderen dürfen seit dem Jahreswechsel nicht mehr über die Mittellinie.

Kann es irgend jemanden überraschen, dass es der FC Sion ist, bei dem heimische Schaffenskraft in der Offensive am wenigsten gefragt ist? Nicht wirklich. Einziger Spieler mit Schweizer Pass, der es gewagt hat, ins gegnerische Tor zu treffen, ist Guilherme Afonso. Der Stürmer wurde folgerichtig im Winter an den FC Lugano abgeschoben.

Und zum Schluss noch eine Weltkarte mit den Ländern all der Torschützen der Super League. Warum? Weil es noch hübsch aussieht.

Nächster Artikel