Mit fetten Aufträgen und der Aussicht auf wachsenden Flugzeugbedarf ist die Luftfahrtbranche in ihre weltgrösste Verkaufsschau gestartet. In Le Bourget bei Paris präsentierte nach Boeing und Bombardier auch der europäische Flugzeugbauer Airbus seine Prognose.
Airbus und Boeing punkteten zum Start der weltgrössten Luftfahrtmesse mit Grossaufträgen für ihre Mittel- und Langstreckenjets. Saudi Arabian Airlines bestellte auf einen Schlag 20 Airbus-Langstreckenjets vom Typ A330-300 in der neuen Regionalversion und 30 Mittelstreckenflieger vom Modell A320.
Die Fluglinie Garuda Indonesia will 30 Exemplare des neuen Grossraumjets A350 ordern, und der Flugzeugfinanzierer ALC bestellte eine A350 sowie vier Mittelstreckenjets aus der A320-Familie.
Die unterschriebenen und angekündigten Bestellungen bei Airbus belaufen sich laut Preisliste auf 15,9 Milliarden Euro. Allerdings gelten bei Flugzeugbestellungen Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich als üblich.
Bei Boeing kündigte ebenfalls Garuda Indonesia eine Order über 30 Exemplare des Boeing-Langstreckenjets «Dreamliner» in der längeren Version 787-9 und bis zu 30 Mittelstreckenflieger für die spritsparende Neuauflage 737 MAX 8 an. Wenn der Auftrag komplett zustande kommt, summiert er sich laut Liste auf einen Wert von 10,9 Milliarden Dollar.
Qatar Airways bestellte für zusammen 4,8 Milliarden Dollar zehn Exemplare des modernisierten Jets 777-8X und vier 777 in der Frachtversion. Die taiwanesische Eva Airways will fünf dieser Frachter für 1,5 Milliarden Dollar erwerben.
Auch die brasilianische Embraer, bisher spezialisiert vor allem auf Regionalflieger, meldete Bestellungen für 124 Maschinen im Wert von 2,6 Milliarden Euro. Für die neuen Flugzeuge der E2-Klasse für bis zu 132 Passagiere kann der Hersteller inzwischen mit 640 Aufträgen kalkulieren, 267 davon als feste Order.
Wachstumsprognosen angehoben
Auch künftig scheinen die Flugzeugbauer auf viele Aufträge setzen zu können. Airbus rechnet mit einem deutlich steigenden Bedarf an Flugzeugen. In den kommenden 20 Jahren werden nach Berechnung des Herstellers weltweit 32’600 neue Flugzeuge mit mehr als 100 Sitzen benötigt. Airbus setzt dafür einen Wert von rund 4,4 Billionen Euro an.
Bis 2034 soll die Zahl der Flugpassagiere jährlich um 4,6 Prozent steigen und sich damit gegenüber heute verdoppeln. Aktuell geht Airbus von jährlich drei Milliarden Passagieren und 50 Millionen Tonnen Flugfracht aus.
«Immer mehr Menschen in den Schwellenländern rücken in die Mittelschicht und können sich dann leisten, zu fliegen», sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy.
Leahy sieht den Asia-Pazifik-Raum bis 2034 beim Verkehrsaufkommen in Führung. «China wird in den kommenden zehn Jahren der weltweit grösste Flugzeugmarkt.»
Kurz vor Messebeginn hatte auch der US-Flugzeughersteller Boeing seine langfristige Prognose angehoben. Der Airbus-Konkurrent rechnet in den kommenden 20 Jahren mit einer Nachfrage für 38’050 neue Flugzeuge im Wert von 5,6 Billionen Dollar. Damit lag die Prognose um 3,5 Prozent höher als im Vorjahr.
Auch Bombardier erwartet bei den Mittelstreckenjets mit bis zu 150 Sitzen ein deutliches Wachstum in den kommenden 20 Jahren. Die Statistiker der Kanadier sehen bis 2034 Orders für 12’700 Maschinen im Wert von knapp 50 Milliarden Euro. Starke Zuwächse soll es in China geben, wo etwa neue Regionalflughäfen für Aufschwung sorgen.