Das Kunstmuseum Bern zeigt in einer neuen Ausstellung rund 200 Werke aus der fürstlichen Sammlung des Hauses Liechtenstein. Sie gilt als eine der weltweit bedeutendsten Privatsammlungen. Zu sehen sind alte Meister wie Rubens oder Breughel.
Mit der Ausstellung werde das Tor in eine aussergewöhnliche und glanzvolle Welt aufgestossen, wie es sie hierzulande nicht gebe, betonte Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern und des Zentrums Paul Klee.
Die eigene Sammlung des Kunstmuseum Bern und die Fürstliche Sammlung seien so unterschiedlich wie ein schmales Bürgerhaus und ein prächtiges, fürstliches Palais, fügte Sammlungsdirektor Matthias Frehner am Donnerstag vor den Medien in Bern an.
In der Schweiz sei das Kulturgut auf verschiedene Kantone und Institutionen verteilt. In der Schweiz wurden früh sammelnde Institutionen gegründet, die vom Gemeinwesen getragen wurden und sich an eine bürgerliche Öffentlichkeit wandten. Dynastisches Sammeln wie im Haus Liechtenstein kenne die Schweiz nicht.
«Unglaublicher Kosmos»
«Ein Fürst schafft seine ganz eigene Welt», sagte Frehner. Ziel der Ausstellung sei es deshalb, etwas zu zeigen, das es in der Schweiz so nicht gebe. «Wir können aus einem unglaublichen Kosmos schöpfen», formulierte es Johann Kräftner, Direktor der Fürstlichen Sammlungen.
Den thematischen Auftakt der Ausstellung, die 18 Säle und Kabinette umfasst, bildet die fürstliche Selbstrepräsentation, die sich sowohl im Bau, in der Einrichtung als auch in der Wiedergabe der Familienmitglieder in Porträts spiegelt. Den Besuchern werden dann verschiedene Sammlungsschwerpunkte präsentiert.
Zu sehen sind neben Rubens-Werke zu mythologischen Themen auch Interieurszenen von Adriaen van Ostade, Landschaften von Breughel sowie Werke von Jacques Jordaens und Anthonis van Dyck zu religiösen Themen. Ergänzt wird die Palette durch Skulpturen, Möbel und herausragende kunsthandwerkliche Arbeiten.
Ein Stück europäische Geschichte
Die fürstlichen Sammlungen sind das Ergebnis einer über vierhundert Jahre anhaltenden Sammlertätigkeit. Geprägt von den einzelnen Fürsten des Hauses Liechtenstein mit ihren individuellen Vorlieben entstand eine äusserst vielfältige Sammlung mit Beständen, die von der Gotik und Frührenaissance über die Barockzeit bis hin zum Biedermeier reichen.
Das Liechtensteinische Fürstenhaus gehört zu den ältesten Adelsfamilien und zählt heute über hundert Mitglieder, von denen nur ein Teil im Fürstentum Liechtenstein leben. Das Haus ist eng mit der europäischen Geschichte verwoben. Ein Gutteil der Sammlung kam seit dem 17. Jahrhundert in Wien und Prag zusammen.
«Dort befand man sich im ständigen Wettstreit mit der Prunkentfaltung des Kaiserhauses und der anderen grossen Adelshäuser und hat durch kontinuierliches Sammeln Schätze zusammengetragen, welche auch die Geschichte Mitteleuropas in dieser Zeit perfekt widerspiegeln», schreibt Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein im Vorwort zum Ausstellungskatalog.
Erst im 20. Jahrhundert, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich im Jahr 1938, verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Vaduz.
Nackte Füsse
Die Ausstellung vermittelt aber auch Einblicke in die Familiengeschichte. Viele Objekte haben ihre eigene Geschichte, etwa das Porträt der Fürstin Karoline von Liechtenstein (1768-1831), das die hohe Dame als griechische Göttin Iris zeigt. Ihre Füsse sind unbedeckt und das fliessende Gewand zart durchscheinend.
Wie in Memoiren der Malerin Elisabeth Vigée-Lebrun überliefert ist, führte dies bei den Oberhäuptern der fürstlichen Familie zu Irritationen. Um den Unmut etwas zu glätten liess der Ehemann von Karoline unter dem Porträt ein Paar Ballschuhe anbringen, was den Eindruck erweckte, dass diese seiner schönen Gattin soeben von den Füssen geglitten seien.
Die Ausstellung im Berner Kunstmuseum öffnet am Samstag ihre Tore und dauert bis Mitte März. Es ist dies die dritte Ausstellung mit Werken aus den Fürstlichen Sammlungen nach 1948 und 2008 in der Schweiz.