Sand in den Trieben

Immer wieder bin ich gespannt auf die Produkte des Jugendlabors. In einer Koproduktion mit dem Schauspielhaus ist das Junge Theater diesmal zu sehen. Fulminant.   (Bild: Hansjörg Betschart) Immer wieder bin ich gespannt auf die Produkte des Jugendlabors. In einer Koproduktion mit dem Schauspielhaus ist das Junge Theater Basel diesmal zu sehen. Fulminant.   Während […]

Immer wieder bin ich gespannt auf die Produkte des Jugendlabors. In einer Koproduktion mit dem Schauspielhaus ist das Junge Theater diesmal zu sehen. Fulminant.

 

(Bild: Hansjörg Betschart)

Immer wieder bin ich gespannt auf die Produkte des Jugendlabors. In einer Koproduktion mit dem Schauspielhaus ist das Junge Theater Basel diesmal zu sehen. Fulminant.

 

Während draussen der Geldtsunami angekündigt wird, probt die Jugend drinnen Gegenverkehr. Im Sand. Ist das eine Beach-Party? Lange schaut uns die Jugend an, bevor sie sich ins Gefecht wirft. Wir schauen zurück, in den Sandkasten, an dessen Rand uns Muriel Gersters Bühne platziert. Lauter Sand. Leise Schritte. Sind wir gestrandet?

Dann fängt die Rennerei an. Langsam wird klar, was wir sehen dürfen: Wie der Corps du Ballet sich abrackert. Kämpft. Choreografien in den Sand schreibt. Bilder eines sinnentleerten Wettbewerbs. Jugendliche Paare prügeln sich. Das Mädchen ertappt den Jungen mit Sand in den Trieben. Die Jungen-Band holt sich einen Notenständer runter.

Sebastian Nübling hat zusammen mit Ives Thuwis die Truppe auf Touren gebracht und ihre Tänze arrangiert. Diese Jugend tobt sich aus, weil sie noch eine Jugend ist: in radikaler Rückeroberung des Terrains, das die ganze Hochglanz-Jungendhysterie den Heranwachsenden wegnimmt: Die Jugend eben. Sinnlos. Neugierig. Verträumt. Dreckig. Und tiefsinnig. Jugendbewegungen sind jetzt auch Kunst. Nur kurz steckt mal ein Mädchen den Kopf in den Sand: Um zu schreien. Den Rest des Abends wird gewartet, gebaut, getanzt. Nicht nach Schablone. Nach Lust und Laune. Das vergisst man so leicht: Nur weil alle immer jünger sein wollen, werden alle nicht jugendlicher, sondern alle einfach nur immer weniger Erwachsen. Lady Gaga hat es gesagt: Sie macht neuerdings Musik für die ältere Generation (das sind nach ihren Worten jene über 25). Das hier ist die Jugend. Wenn sie so weitertanzen, wird es ihnen später leicht fallen, zu der älteren Generation zu gehören.

Das freut uns: Im Januar wird der Sand nach Basel in die Kaserne gekarrt.

 

 

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