Sarasin entlässt Blochers Informanten

In die Affäre um Devisengeschäfte im persönlichen Umfeld von Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand kommt Bewegung: Laut der Bank Sarasin, bei welcher sich die Hildebrand-Konten befinden, war SVP-Nationalrat Christoph Blocher bereits im November kontaktiert worden.

Ein Informatik-Mitarbeiter der Bank Sarasin hat Christoph Blocher informiert (Archiv) (Bild: sda)

In die Affäre um Devisengeschäfte im persönlichen Umfeld von Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand kommt Bewegung: Laut der Bank Sarasin, bei welcher sich die Hildebrand-Konten befinden, war SVP-Nationalrat Christoph Blocher bereits im November kontaktiert worden.

Ein Mitarbeiter der Bank Sarasin aus dem Bereich IT-Support habe Unterlagen der Familie Hildebrand unrechtmässig entwendet und einem der SVP nahestenden Anwalt offengelegt, teilte die Bank in einem Communiqué mit.

Treffen mit Blocher

Der Anwalt habe in der Folge ein Treffen mit Nationalrat Blocher arrangiert. Dieses habe am 11. November 2011 stattgefunden. Nach Berichten der Sonntagspresse soll Blocher Mitte Dezember den Bundesrat über verdächtige Transaktionen kurz vor der Festsetzung des Euro-Mindestkurses im privaten Umfeld Hildebrands informiert haben.

Eine Prüfung vor Weihnachten ergab, dass Hildebrand keine unzulässigen Transaktionen vorgenommen hatte. Blocher selbst will sich zu seiner Rolle in der Affäre nicht äussern. Am Montag erklärte er in der „Tagesschau„, die Vorwürfe der Sonntagspresse seien ihm neu: „Haben die etwas geschrieben?“ Dann wiederholte er mehrfach: „Es gibt eine Zeit zu reden und eine Zeit zu schweigen. Jetzt ist für mich die Zeit zu schweigen.“

Der Sarasin-Mitarbeiter habe sich am 1. Januar 2012 der Kantonspolizei Zürich gestellt, teilte die Bank nun am Dienstagabend mit. Die Bank Sarasin ihrerseits informierte sowohl Nationalbankpräsident Hildebrand wie auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Sie behalte sich rechtliche Schritte vor, hiess es weiter.

Stellungnahme von Hildebrands Frau

Derweil rechtfertigte Hildebrands Ehefrau Kashya Hildebrand den Dollarkauf. Die frühere Finanzspezialistin und heutige Galeristin nahm erstmals Stellung zu dem Devisengeschäft, welches seit Tagen im Zentrum der Affäre steht.

Sie beobachte die Märkte immer und habe vom Dollar-Rekordtief profitiert, erklärte sie gegenüber „10 vor 10“ in einer schriftlichen Stellungnahme: „Der Euro war fast lächerlich billig. Da ich über 15 Jahre im Finanz- und Bankensektor gearbeitet habe und die Märkte noch heute beobachte, fühlte ich mich wohl bei dieser Transaktion.“

Als international tätige Galeristin wickle sie 70 bis 80 Prozent aller Transaktionen in Dollar ab, so Kashya Hildebrand. „Am Tag nach dem Dollarkauf wurde der General Counsel der SNB informiert, damit Transparenz herrschte, und es gab keine Einwände zu dieser Transaktion. Deshalb bin ich sehr erstaunt über das gegenwärtige Interesse daran.“

Keine falschen Namen

Entsetzt ist Kashya Hildebrand über den Diebstahl der Bankdaten der Familie Hildebrand. Das Konto sei, ganz im Sinne der Transparenz, unter dem richtigen Namen geführt worden.

Das drängendste Thema für Kashya Hildebrand ist der Diebstahl von Finanzdokumenten ihrer Familie. Es sei ein schockierender Vorfall, die Schweizerische Nationalbank destabilisieren zu wollen, hiess es in ihrer Erklärung weiter.

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