Saudi-Arabien hat mit arabischen Verbündeten erstmals mit Waffengewalt in den Bürgerkrieg im Jemen eingegriffen. Um dort den weiteren Vormarsch schiitischer Huthi-Rebellen zu stoppen, bombardierten Kampfjets der Koalition Stellungen der Rebellen.
Angegriffen wurden Stellungen in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten. Damit droht der Bürgerkrieg in einen regionalen Konflikt auszuarten.
Der von den USA gestützte Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi, der vor den Rebellen geflohen war, hat den Jemen inzwischen verlassen. Hadi sei am Donnerstag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad eingetroffen, meldete die Nachrichtenagentur SPA. Anschliessend wollte er zum Gipfeltreffen der Arabischen Liga im ägyptischen Scharm el-Scheich weiterreisen, das am Samstag beginnt.
An der in der Nacht zum Donnerstag gestarteten Operation «Sturm der Entschlossenheit» beteiligen sich nach Angaben des Senders Al-Arabija neben Saudi-Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Bahrain und Katar. Weiterhin würden Jordanien, Marokko und der Sudan Kampfjets entsenden. Auch Ägypten sagte eine Beteiligung mit Luftwaffe und Marine zu, Pakistan denkt nach eigenen Angaben noch über einen Einsatz nach.
Huthis sprechen von Kriegserklärung
Die Huthis versammelten im Zentrum Sanaas Tausende Anhänger, um gegen die Angriffe zu demonstrieren. Ein Sprecher der Huthis bezeichnete die Luftschläge als Kriegserklärung. Damit könne sich der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen, warnte er.
Bei den ersten Angriffen kamen laut dem von den Huthis kontrollierten Gesundheitsministerium in Sanaa 25 Zivilisten ums Leben. Die Angriffe hätten Wohngebiete in der Nähe des Flughafens getroffen. Nach Informationen der Agentur SPA wurde hingegen vor allem eine Militärbasis bombardiert.
Ein Journalist der «Yemen Post» sagte dem Sender Al-Dschasira, Bomben seien überall in Sanaa gefallen. Die Menschen hätten panisch reagiert.
Hadi hatte bereits am Dienstag um Hilfe gegen die Rebellen gebeten. Die Huthis hatten in den vergangenen Monaten grosse Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Hauptstadt. Dort setzten sie Hadi und die Regierung ab. Der Präsident floh im Februar ins südjemenitische Aden, das er zur neuen Hauptstadt erklärte. Am Mittwoch rückten die Huthis bis in die Hafenstadt vor und zwangen Hadi erneut zur Flucht.
Iran befürchtet gefährliche Entwicklung
Die Rebellen werden mutmasslich vom Iran sowie von Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh unterstützt. Die Regierung von Hadi erhält Unterstützung von Riad. Die Krise im Jemen droht damit mehr und mehr, zu einem Stellvertreterkonflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zu werden.
Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen seit langem um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Die Golfmonarchie sieht Teheran bereits bei den Konflikten in Syrien und im Irak auf dem Vormarsch. Auch die Aussicht auf ein baldiges Atomabkommen mit den USA ist Riad ein Dorn im Auge – einen grösseren Einfluss Teherans auf den Golf will der neue saudische König Salman daher unbedingt verhindern.
Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif sagte in Lausanne, das Eingreifen Riads werde «weitere Spannungen in der Region schaffen und keinem Land von Nutzen sein». Die Sprecherin des iranischen Aussenministeriums sprach von einem «gefährlichen Schritt».
Präsident Hassan Ruhani verurteilte am Donnerstag die «militärische Aggression» Saudi-Arabiens. Der Vorsitzende der nationalen Sicherheitskommission in Teheran, Alaeddin Borudscherdi, warf Riad vor, mit Hilfe der USA «die Flammen eines neuen Krieges in der Region anzufachen».
Ban Ki Moon fordert Verhandlungen
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Bürgerkriegsparteien im Jemen dringend zu Verhandlungen auf. Nur so könne angesichts der Eskalation des Konflikts eine Lösung erzielt werden, sagte Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen am Donnerstag in New York.
Er verfolge die Lage in dem arabischen Land sehr genau und habe zur Kenntnis genommen, dass Saudi-Arabien gemeinsam mit arabischen Verbündeten mit Waffengewalt in den Bürgerkrieg eingegriffen habe. Alle Beteiligten erinnerte er an ihre Verpflichtung zum Schutz von Zivilisten nach internationalem Recht. Auch der UNO-Sicherheitsrat habe Zurückhaltung gefordert.