Sawiris gleicht Orascom-Verlust aus und springt in Andermatt ein

Samih Sawiris greift noch einmal tief in die eigene Tasche, um das milliardenschwere Tourismusprojekt in Andermatt im Kanton Uri durchzuziehen. Der ägyptische Investor wirft mindestens weitere 150 Millionen Franken ein.

Samih Sawiris vor einem Bauprojekt in Andermatt (Archiv) (Bild: sda)

Samih Sawiris greift noch einmal tief in die eigene Tasche, um das milliardenschwere Tourismusprojekt in Andermatt im Kanton Uri durchzuziehen. Der ägyptische Investor wirft mindestens weitere 150 Millionen Franken ein.

Sawiris springt für den mehrheitlich seiner Familie gehörenden Immobilienentwickler Orascom Development ein. Dem Unternehmen fehlen wegen des sehr schwierigen Umfelds im Heimmarkt Ägypten und weiteren Ländern die Mittel, um alle geplanten Investitionen selber finanzieren zu können, wie Konzernchef Gerhard Niesslein an der Bilanzmedienkonferenz vom Mittwoch in Zürich erklärte.

Zu den Projekten zählen neben Andermatt Investitionen in Tourismusanlagen in Ägypten, Oman, Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Jordanien und Montenegro. In Andermatt stehen die Fertigstellung des Chedi-Hotels sowie der Bau von Klubhaus, Villen, Sportzentrum, Golfplatz und Skianlagen an.

Die damit beauftragte bisherige Orascom-Tochter Andermatt Swiss Alps (ASA) erhält von Sawiris mindestens 150 Mio. Fr. in Form von Eigenkapital und Krediten. Damit soll die Finanzierung bis 2017 sichergestellt sein.

Mit dem Verwaltungsratspräsidium übernimmt der Multi-Milliardär auch wieder persönlich das Zepter der ASA, nachdem er das Amt vergangenen Sommer an Orascom-Chef Niesslein abgegeben hatte.

Dazu wandelt Sawiris Kredite an Orascom in Eigenkapital von ASA um, sodass er neuer Mehrheitsaktionär der ASA mit einem Anteil von 51 Prozent wird. Anfang 2012 hatte Sawiris der Orascom mit einem Kredit von 125 Mio. Fr. unter die Arme gegriffen.

Vor- und Nachteile

Orascom hält an der ASA künftig noch 49 Prozent. Der börsenkotierte Konzern kann damit zwar Schulden abbauen und die Kapitalkosten drücken. Auf der anderen Seite schwäche dieser Schritt einen wichtigen Wachstumstreiber des Unternehmens, hielt ein UBS-Analyst fest.

Die angekündigte Transaktion unterstreiche, dass man als Orascom-Aktionär «auf Gedeih und Verderb» den Plänen von Samih Sawiris ausgeliefert sei, kommentierte ZKB-Analyst Marco Strittmatter. Für ihn ist das Ergebnis des Immobilienentwicklers mit einem Jahresverlust von 97,2 Mio. Fr. schlechter als erwartet ausgefallen. Im Vorjahr hatte das Minus 69,7 Mio. Fr. betragen.

Der Umsatz stieg hingegen wieder um 7,1 Prozent auf 271,9 Mio. Franken. Bis zum so genannten arabischen Frühling habe Orascom sehr erfolgreich gearbeitet, sagte Niesslein. Seither ist die Hotelbett-Auslastung deutlich gesunken und auch die Immobilienverkäufe nahmen markant ab. Um die Kostenbasis anzupassen, habe Orascom im vergangenen Jahr die Zahl der Vollzeitstellen um 600 gedrückt.

Auftritt in Andermatt

In Andermatt konnten 2012 lediglich 14 Apartments verkauft werden, nach 28 im Vorjahr. Die restlichen 73 Apartments der Chedi-Anlage wurden beim Investor Acuro parkiert, an dem Sawiris beteiligt ist.

Die Leute warteten offenbar auf die Fertigstellung und den Ausbau der Skianlagen. Auch die Zweitwohnungsinitiative habe für Unsicherheit gesorgt, sagte Niesslein. Mit dem Chedi-Hotel soll im Dezember ein erster Teil des Projekts in Betrieb gehen. Ausführlich will Sawiris, der nicht an der Orascom-Bilanzpräsentation teilnahm, am 16. April in Andermatt orientieren.

Bei den Orascom-Aktionären überwog zunächst die Enttäuschung. Die Aktie notierte am Nachmittag 3 Prozent schwächer. Es gibt wiederum keine Dividende. Und für 2013 geht der Konzern von einem Defizit von 60 Mio. Fr. aus. Dieses werde von Sawiris gedeckt, ebenso das für 2014 erwartete Cash-Defizit von 40 bis 50 Mio. Franken, sagte Niesslein. Danach solle die Firma wieder auf eigenen Füssen stehen.

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