Der neue Gotthard-Zug «Giruno» setzt laut dem SBB-Chef neue Massstäbe beim Reisen. Wer ab Ende 2019 durch den Gotthard-Basistunnel fährt, kann ohne Hürde in den Zug steigen und uneingeschränkt im Internet surfen.
Knapp ein Jahr nach der Einweihung des längsten Eisenbahntunnels der Welt ist am Donnerstag der erste neue Gotthard-Hochgeschwindigkeitszug aus der Werkstatt gerollt. SBB-Chef Andreas Meyer und Stadler-Chef Peter Spuhler, zahlreiche Gäste und Medienvertreter machten eine Probefahrt im neuen Zug. Dieser wird in Anlehnung an das rätoromanische Wort für Mäusebussard «Giruno» genannt.
Zur Fertigstellung des ersten von insgesamt 29 Zügen hatte Schienenfahrzeugbauer Stadler Rail an seinen Hauptsitz in Bussnang TG eingeladenen. Bei einer kurzen Fahrt im neuen Zug erhielten die Gäste einen ersten Eindruck. Allerdings fuhr der neue Zug in gemächlichem Tempo. Bevor die Züge mit 250 Kilometern pro Stunde (km/h) durch den Gotthard-Basistunnel brausen, müssen sie zahlreiche Tests in der Schweiz und im angrenzenden Ausland bestehen.
Hürdenfrei und mit sauberen WC’s
Der «Giruno» schaffe eine neue Qualität bei der Nutzung des Öffentlichen Verkehrs, sagte der SBB-Chef vor den Medien. Dank dem ebenerdigen Einstieg gelangten nicht nur Behinderte, sondern auch Reisende mit Gepäck oder Kinderwagen hürdenfrei in den Zug.
Der elfteilige «Giruno» verfügt über Multifunktionsabteile, hat einen Speisewagen, ein Familienabteil und ein Veloabteil. Neben viel Stauraum fürs Gepäck, gibt es WLAN und Mobilfunkverstärker und bei jedem Sitz eine Steckdose. Eine Spezial-Isolation sorgt für eine ruhige und gleichmässig klimatisierte Reise. Die WC’s sind nach Geschlechtern getrennt, für Männer gibt es Pissoirs. «Wir hoffen, dass sich die oft beanstandete Sauberkeit in den Toiletten dadurch verbessern lässt», sagte Meyer.
Mehr Nachfrage
Wegen der grossen Nachfrage auf der neuen Nord-Süd-Verbindung werde die SBB zumeist zwei der insgesamt 29 bestellten Züge zusammenhängen. Eine 400 Meter lange Doppel-Komposition bietet Platz für 810 Fahrgäste. In knapp drei Jahren werden die Züge von Basel nach Mailand fahren. «Kommt der von Angela Merkel angekündigte Ausbau in Deutschland, fahren wir später bis nach Frankfurt», sagte Meyer.