SBB und Kanton Baselland wollen in Liestal einen neuen Bahnhof planen, in dem auch ein Teil der Kantonsverwaltung untergebracht werden soll. SBB-CEO Andreas Meyer und die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektorin Sabine Pegoraro haben am Donnerstag in Liestal dazu eine Absichtserklärung unterzeichnet.
SBB-Chef Meyer sprach vor den Medien von einer Chance für ÖV, Stadt und Region, Regierungsrätin Pegoraro von einem Gewinn für den Kanton und der Liestaler Stadtpräsident Lukas Ott von einer «Win-Win-Win-Situation»: Die SBB wollen in Liestal ihren Bahnhof mit einer modernen, kundenfreundlichen Anlage ersetzen, der Kanton soll sich darin einmieten.
Der Standort habe wirtschaftliches Potential, gaben sich alle Beteiligten überzeugt. Für einen Bahnhofsneubau bräuchten die SBB indes Investitionssicherheit. Diese wäre mit dem Kanton als «Ankermieter» gegeben. Und die Stadt Liestal erhielte städtebaulich und architektonisch ein «Leuchtturmprojekt», wie es hiess.
Entstehen könnte laut Meyer ein etwa 190 Meter langer Bau mit fünf Stockwerken. Dieser könnte bis 2020 bereitstehen und in den Obergeschossen die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) sowie die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD) aufnehmen, sagte Pegoraro.
Landratsvorlage kommendes Jahr
Der Kanton könnte damit mehr als 20 seiner derzeit über 50 Standorte in Liestal aufgeben und Verwaltungsteile zentral zusammenfassen. Pläne dazu gab es schon in den vergangenen Jahren. So bestand die Absicht, einen Verwaltungsneubau mit 780 Arbeitsplätzen auf dem Kreuzboden nahe der Rheinstrasse zu erstellen.
Gleichzeitig suchte das Hochbauamt aber auch nach billigeren Alternativen. Nirgends sei indes die Erreichbarkeit besser als am Bahnhof, sagte Pegoraro. Und laut Ott bevorzugt auch die Stadt den näher an der Altstadt gelegenen Bahnhof als Verwaltungsstandort; ein neuer Bahnhof sei überdies ein lang gehegter Wunsch.
Zunächst wollen Kanton, SBB und die Stadt Liestal nun eine Machbarkeitsstudie durchführen, und in Angriff genommen werden soll die Quartierplanung. 2014 sollen dem Landrat eine Vorlage zur Einmietung des Kantons unterbreitet und ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden. 2017 könnte mit dem Neubau begonnen werden.
Investition noch nicht beziffert
Die Planung des Neubaus und diesen selbst würden die SBB finanzieren. Die Quartierplanung obläge der öffentlichen Hand. Für eine Einschätzung des Investitionsvolumens sei es indes noch «deutlich zu früh», sagten Meyer und Peter Wicki, Leiter Portfolio Management SBB Immobilien.
Noch nichts Genaues sagen lässt sich zudem laut Kantonsarchitekt Thomas Jung über Einsparungen des Kantons aus der Zusammenlegung von Verwaltungsteilen. Der Kanton erhoffe sich von der Konzentration der Verwaltung eine Flächenreduktion, benötige aber rund 13’000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche.
Der alte Bahnhof muss derweil weichen, da er neue Anforderungen nicht mehr erfüllen kann. Für die Regierung passt das Vorhaben auch in ihre Wirtschaftsoffensive, die den Bahnhof Liestal als einen der Schwerpunkte der Arealentwicklung sieht. Für die SBB gehört es in die geplante Gesamtperspektive für den Verkehr in der Nordwestschweiz.
Gespräche am Maya-Graf-Fest
Welche Seite die Idee zum Projekt hatte, wurde nicht benannt. Meyer sagte indes, er sei an der Nationalratspräsidentinnen-Feier von Maya Graf (Grüne/BL) im November bei nasskaltem Wetter in Liestal aus dem Zug gestiegen und habe gedacht, dass dieser Bahnhof eines Kantonshauptorts nicht würdig sei; in Gesprächen am gleichen Abend habe er dann gesehen, dass andere an dasselbe dachten.