Stürme, Überschwemmungen und Erdbeben haben im vergangenen Jahr weltweit vergleichsweise geringe Schäden angerichtet. Die Gesamtschäden lagen bei 90 Milliarden Dollar (knapp 90 Milliarden Franken).
Versichert davon waren demnach 29,3 Milliarden Franken, wie das Rückversicherungsunternehmen Munich Re am Montag in München mitteilte. Damit sei 2015 das Jahr mit den geringsten Schäden seit 2009 gewesen; die Schadenssummen lagen sogar unter den langjährigen inflationsbereinigten Durchschnittswerten von 1985 bis 2014. Dies sei aber kein Signal der Entwarnung, erklärte der Leiter der Risikoforschung, Peter Höppe.
Ein Grund für die vergleichsweise geringen Schäden sei schlicht Glück: Starke tropische Wirbelstürme seien, wenn überhaupt, oft nur in dünn besiedelten Regionen auf Land getroffen. Im Nordatlantik sei die Entstehung schwerer Stürme durch das Wetterphänomen El Niño gedämpft worden. Auch Massnahmen zur Minderung der Schadenanfälligkeit hätten sich positiv ausgewirkt.
Jedoch gehe die Wissenschaft derzeit davon aus, dass die aktuelle starke El-Niño-Phase im kommenden Jahr schon in das Gegenteil umschwenken könnte, erklärte Höppe. Bei El Niño sammeln sich warme Wassermassen im zentralen und östlichen Pazifik, die Folge sind weltweite Wetterextreme.
Laut den Vereinten Nationen war das Wetterphänomen 2015 eins der stärksten seit 1950. Im Nordostpazifik begünstigte El Niño die Entwicklung von Tropenstürmen – der bemerkenswerteste sei «Patricia» gewesen, der stärkste Sturm in Nordostpazifik, der jemals an Land ging. Er traf im dünn besiedelten mexikanischen Bundesstaat Jalisco auf Land.
Mehr Todesopfer
Bei den Naturkatastrophen im vergangenen Jahr kamen laut Munich Re rund 23’000 Menschen ums Leben. Das seien zwar deutlich mehr als im Vorjahr gewesen (7700), doch habe die Zahl unter dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahr gelegen (54’000).
Die verheerendste Katastrophe war demnach das Erdbeben in Nepal am 25. April mit einer Stärke von 7,8. Rund 9000 Menschen starben, eine halbe Million Menschen wurde obdachlos. Viele kulturhistorisch wertvolle Stätten wurden zerstört. Die Gesamtschäden beliefen sich laut Munich Re auf 4,8 Milliarden Dollar, doch war – wie häufig in Entwicklungsländern – nur ein Bruchteil der Schäden in Höhe von 201 Millionen Euro auch versichert.
In Entwicklungsländern gingen die Versicherer daher neue Wege, erklärte Munich-Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Das Unternehmen sei an Risikopools in der Karibik, für pazifische Inselstaaten und in Afrika beteiligt.
Die Pools bieten demnach länderübergreifend Versicherungsdeckung für Risiken aus Wetterkatastrophen an. Sie machten Versicherungen für Staaten möglich, die sehr stark von den Folgen des Klimawandels betroffen seien, bislang aber keine Deckung organisieren konnten. Rund 94 Prozent aller schadenrelevanten Naturkatastrophen 2015 waren laut Munich Re wetterbedingte Ereignisse.