Vier Tage nach dem Massaker der somalischen Al-Shabaab-Miliz an der Universität des kenianischen Garissa ist scharfe Kritik an der langsamen Reaktion der Einsatzkräfte laut geworden.
Zeitungen berichteten am Sonntag, die Spezialkräfte der Polizei hätten sieben Stunden gebraucht, um aus der Hauptstadt Nairobi an den Tatort im Norden des Landes zu gelangen. «Dies ist Fahrlässigkeit von einem Ausmass, das ans Kriminelle grenzt», schrieb die Zeitung «The Nation». Sie erinnerte an Zeugenaussagen, wonach die Täter langsam, mit «offensichtlichem Genuss» mordeten.
Einige Journalisten aus Nairobi gelangten per Strasse schneller ins 365 Kilometer entfernte Garissa als die Spezialkräfte, die auf dem Luftweg anreisten. Dem Bericht der «Nation» zufolge waren zwar die Spezialkräfte in Nairobi um 05.30 Uhr alarmiert worden, nachdem die ersten Berichte des Angriffs der radikalislamischen Rebellengruppe auf die Universität öffentlich wurden.
Allerdings traf das Hauptteam der Spezialkräfte erst kurz vor 14.00 Uhr am Tatort ein. Ein erstes Flugzeug brachte demnach zunächst den Innenminister und den Polizeichef nach Garissa.
Ministerielle Rechtfertigungen
Innenminister Joseph Nkaissery sagte, der Angriff sei «einer dieser Vorfälle, die jedes Land überraschen können». Aussenminister Amina Mohamed verglich den Kampf gegen den Terror mit der Tätigkeit eines Goalies: Niemand erinnere sich an die Bälle, die gehalten wurden, sondern nur an den einen Treffer.
Die «Nation» warf den Sicherheitskräften vor, mit ihrer verspäteten Entsendung der Spezialkräfte dieselben Fehler begangen zu haben wie beim Shabaab-Angriff auf ein Einkaufszentrum in Nairobi, bei dem im September 2013 76 Menschen getötet worden waren.
Bei dem Angriff in Garissa wurden am Donnerstag 142 Studenten und sechs Sicherheitskräfte getötet. Vier Shabaab-Attentäter hatten den Campus im Morgengrauen gestürmt, dutzende Studenten erschossen und weitere als Geiseln genommen.
Während Muslime freigelassen wurden, wurden Christen systematisch ermordet. Erst am Abend beendete die Polizei das Blutbad. Mit dem Angriff wollte die Shabaab-Miliz Kenia zum Abzug seiner Truppen aus Somalia zwingen, wo sie am internationalen Einsatz gegen die Al-Shabaab beteiligt sind.
Dreitägige Staatstrauer
Präsident Uhuru Kenyatta hatte am Samstag den Attentätern und Hintermännern mit schweren Konsequenzen gedroht.
Am Sonntag begann in Kenia eine dreitägige Staatstrauer für die Opfer des Terrorangriffs. Fahnen wehten auf halbmast. Etwa 500 überlebende Studenten des Anschlag verliessen Samstag Garissa in Bussen, um zu ihren Familien zurückzukehren.