Scharon auf seiner Farm mit militärischen Ehren beigesetzt

Nach acht Jahren im Koma hat Ariel Scharon nun seine letzte Ruhe gefunden. Mit einem feierlichen Militärbegräbnis auf seiner Farm verabschiedete sich Israel am Montag von einem seiner umstrittensten Politiker.

Acht Generäle trugen den Sarg Scharons zum Grab (Bild: sda)

Nach acht Jahren im Koma hat Ariel Scharon nun seine letzte Ruhe gefunden. Mit einem feierlichen Militärbegräbnis auf seiner Farm verabschiedete sich Israel am Montag von einem seiner umstrittensten Politiker.

Im Beisein von Gästen aus aller Welt wurde der Politiker und Militär neben seiner im Jahre 2000 gestorbenen Frau Lily auf der Schikmim-Farm in der Negev-Wüste begraben. Acht Generäle trugen den in eine blau-weisse Flagge gehüllten Sarg zum Grab.

Der 85-Jährige war am Samstag nach acht Jahren Koma gestorben. Scharon, von 2001 bis 2006 Israels Regierungschef, hinterlässt zwei Söhne und mehrere Enkelkinder.

Zahlreiche Trauergäste legten Kränze an dem Grab nieder, darunter auch US-Vizepräsident Joe Biden.

Gedenkfeier im Knesset

Am Vormittag hatte die Staatsführung bei einer emotionalen Gedenkfeier vor dem Parlament in Jerusalem Abschied von dem früheren Ministerpräsidenten genommen. Alle Redner würdigten den umstrittenen Politiker und Militär als historische Persönlichkeit und grossen Kämpfer.

Biden sagte, Israels Sicherheit sei Scharons Lebenswerk gewesen. Für die Schweiz nahmen alt Bundesrat Samuel Schmid und der Schweizer Botschafter in Israel, Andreas Baum, an der Trauerfeier teil.

Der von Scharon 2005 durchgesetzte Abzug aus dem Gazastreifen sei eine «schwere und umstrittene Entscheidung» gewesen, sagte Biden, der auch Scharons Söhnen Omri und Gilad sein Beileid aussprach. Scharon habe immer hartnäckig für Israels Sicherheit gekämpft und deshalb sei klar, «warum er den Spitznamen »Bulldozer« bekommen hat».

«Gründerväter Israels»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschrieb Scharon bei der Trauerfeier als einen der Gründerväter Israels. Scharon sei «einer der grössten Kämpfer des Volkes Israel und der israelischen Armee» gewesen.

Staatspräsident Schimon Peres würdigte Israels 11. Ministerpräsidenten als «Freund, Anführer und Kämpfer». «Heute nehmen wir Abschied von dir», sagte Peres, der Scharon bereits als jungen Geschichtsstudenten kennengelernt hatte. «Du warst die Schulter, auf der die Sicherheit unseres Volkes ruhte.» Scharons Leben sei «mit der Geschichte des Staates (Israel) verwoben».

Der Nahost-Gesandte Tony Blair sagte, Scharon habe eine umfassende Friedenslösung in der Region angestrebt. «Er hat nicht als Träumer nach Frieden gestrebt, aber er hat von Frieden geträumt.»

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Scharons Schikmim-Farm liegt unweit des palästinensischen Gazastreifens. Das Begräbnis fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Israels Armee war auf die Möglichkeit vorbereitet, dass militante Palästinenser versuchen könnten, während der Zeremonie Raketen auf Israel abzufeuern.

Nach Medienberichten wurde in der Nähe der Farm eine weitere Batterie des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel aufgestellt. Im Jahre 2007 hatte eine Rakete das Anwesen getroffen.

Palästinenser im Gazastreifen hatten Scharons Tod gefeiert. Während des Libanon-Krieges hatten mit Israel verbündete libanesische Milizen 1982 Hunderte Palästinenser in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila ermordet. Dem damaligen Verteidigungsminister Scharon wurde später eine Mitschuld vorgeworfen.

Scharon verlor einen Sohn bei Unfall

Scharons Söhne ehrten ihren Vater nach der Beisetzung. «Du hast immer wieder das Unmögliche zur Realität gemacht», sagte der 49-jährige Gilad. Er erinnerte an den Tod seines Bruders, der im Alter von zehn Jahren bei einem Gewehrunfall gestorben war. «Dieser Vorfall hat unsere Familie mehr als alles andere beeinflusst», sagte er. Scharon habe darunter zeitlebens gelitten.

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