Sein Name war Inbegriff für höchste Theaterkunst: Der deutsche Schauspieler Gert Voss ist im Alter von 72 Jahren in Wien gestorben. Er erlag am Sonntag einer kurzen schweren Krankheit, wie das Burgtheater am Montag mitteilte.
Voss galt als einer der besten Bühnen-Schauspieler und war vielfach preisgekrönt. Er hat praktisch alle grossen Rollen der Theatergeschichte verkörpert. Voss spielte Figuren wie Othello, Wallenstein und Macbeth mit einer Kraft und Intensität, die Kritiker wie Publikum begeisterten.
«Das Burgtheater ist in tiefer Trauer über den Verlust dieses in der europäischen Theaterwelt einzigartigen Schauspielers und grossen Menschen», teilte die Bühne mit. «Mit Gert Voss verliert das Burgtheater einen virtuosen Charakterdarsteller mit phänomenaler Strahlkraft», liess sich Interims-Intendantin Karin Bergmann zitieren.
Voss war Ehrenmitglied des Burgtheaters und Träger zahlreicher Auszeichnungen. Zehnmal wurde er zum «Schauspieler des Jahres» gewählt und unter anderem mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring, dem Fritz-Kortner- und dem Nestroy-Preis ausgezeichnet. Seine Stationen waren zunächst die Bühnen in Konstanz, Braunschweig, München, Stuttgart und Bochum.
1986 wechselte Voss mit Intendant Claus Peymann ans Burgtheater in Wien und wurde im selben Jahr als «Richard III.» gefeiert. Mehrfach spielte er den Jedermann bei den Salzburger Festspielen. Neben Peymann waren Peter Zadek und George Tabori seine bevorzugten Regisseure.
Bettler und König
Voss wurde in seiner glanzvollen Karriere fast immer umjubelt, rettete auch schwächere Stücke durch seine glänzende Darstellung, überzeugte als Bettler, als Clown, als König. Zu den Auftritten, die Theatergeschichte schrieben, gehören sein «König Lear» am Wiener Burgtheater in der Inszenierung von Luc Bondy oder der «Mephisto» in der Inszenierung des damaligen Intendanten Matthias Hartmann.
Voss, 1941 in Shanghai geboren, besuchte Schulen in Köln, Heidenheim und Friedrichshafen am Bodensee. Er studierte in Tübingen und Stuttgart, wechselte dann aber zum Theater. Ausschlaggebend war eine Eignungsprüfung am Schauspiel in Stuttgart, die positiv ausfiel.
Eine besondere Ehre wurde Voss zuteil, als der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard ihm sowie Ilse Ritter und Kirsten Dene ein eigenes Theaterstück schrieb: «Ritter, Dene, Voss». Das Werk wurde 1986 bei den Salzburger Festspielen unter der Regie von Claus Peymann uraufgeführt.
Er blieb ein Mann des Theaters
Als «Theaterreise» beschrieb Voss in seiner Autobiografie mit dem Titel «Ich bin kein Papagei» sein Leben. In der Tat hatte der Mann mit der rauen Stimme stets versucht, den Figuren seine ganz eigene Interpretation zu geben. Sie waren nie eindeutig gut oder böse. «Undurchsichtigkeit finde ich schöner», sagte er einmal. Es ging ihm darum, die verborgenen Facetten eines Charakters aufzuspüren.
Die Ausflüge ins TV- und Filmgeschäft waren rar. Voss spielte mit in Axel Cortis «Radetzkymarsch» und Paulus Mankers «Der Kopf des Mohren». Im Jahr 2012 war er noch in der Komödie «Zettl» von Helmut Dietl im Kino zu sehen.