Testpersonen beurteilen zwar je nach Hautfarbe der Spieler unterschiedlich, ob eine Spielsituation ein Foul darstellt oder nicht. Doch sie diskriminieren Schwarze dabei nicht, schliessen Psychologen der Universität Freiburg aus einer neuen Studie.
Rassismus ist das hässliche Gesicht des Fussballs. Samuel Eto’o, ehemaliger Spieler des FC Barcelona etwa, wurde von Fans in Saragossa mit Affengeschrei verhöhnt. Bei Schiedsrichterentscheiden jedoch werden Schwarze offenbar nicht systematisch benachteiligt, wie nun eine Studie des Teams um Pascal Wagner-Egger an der Universität Freiburg ergab.
In der Studie sollten 82 Teilnehmende, die entweder aktive Spieler, Schiedsrichter oder Zuschauer waren, mögliche Fouls beurteilen. Dazu hatten die Forscher mit Hilfe eines Videokonsolen-Spiels realistische, nicht ganz eindeutige Spielsituationen konstruiert.
In diesen versuchten weisse oder schwarze Spieler einem anderen weissen oder schwarzen Spieler den Ball abzunehmen. Im ersten Test mussten die Testpersonen möglichst rasch beurteilen, ob ein Foul vorlag. Im zweiten Test sollten sie die Schwere des Fouls auf einer Skala von 1 bis 4 beurteilen.
Die Urteilenden zeigten öfter ein Foul an, wenn beide Spieler die gleiche Hautfarbe hatten und hielten sich zurück, wenn zwei Ethnien involviert waren, wie die Forscher im Fachblatt „Perceptual & Motor Skills“ berichten. Sie interpretieren dies als Vorsichtsmassnahme, um ethnischen Konflikten vorzubeugen, schrieb die Universität Freiburg in einer Mitteilung.
Schwarze rascher ausgepfiffen
Wenn ein Foul „gepfiffen“ wurde, geschah dies jedoch schneller, wenn der Angreifer schwarzer Hautfarbe war – vor allem, wenn der attackierte Gegenspieler weiss war. Dies deutet laut Wagner-Egger auf unbewusste Reflexe hin und zeigt tatsächlich eine Ungleichbehandlung auf.
Doch benachteiligt werden die schwarzen Spieler deshalb nicht, sagte Wagner-Egger gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Denn es wird bei ihnen nicht häufiger gepfiffen. Eher geschieht das Gegenteil: Die Testpersonen beurteilten die von weissen Spielern begangenen Fouls als am schlimmsten.
Fazit der Studie ist, dass es keine Benachteiligung von Schwarzen bei Schiedsrichterentscheiden gibt. Doch weil eine gewisse, offenbar unbewusste Ungleichbehandlung stattfinde, sei Aufklärung wichtig, sagte Wagner-Egger.
Darum legten die Psychologen die Resultate der Studie, die von der Schweizerischen Sportkommission finanziert wurde, dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) vor. Sie könnten als Basis für Coaching-Sitzungen dienen, um das Bewusstsein für diese Unterschiede zu stärken.