Den USA gelingt ein Schlag gegen die Hackerszene: Die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan hat am Dienstag Anklage gegen fünf mutmassliche Mitglieder der Gruppierungen Anonymous, LulzSec und AntiSec erhoben.
Darunter seien führende Köpfe der Hackerbewegung, erklärten die Ermittler. Ein sechster Mann habe sich bereits schuldig bekannt. Die Angeklagten stammen aus den USA, Grossbritannien und Irland. Die Polizei in Irland bestätige, dass ein junger Mann in Dublin festgenommen worden sei. Er stehe im Verdacht, Verbindungen zu einer internationalen Computer-Hacker-Gruppe zu haben.
Die Protestbewegung Anonymous und diverse Splittergruppen hatten im vergangenen Jahr für Aufregung gesorgt. Als eine Art digitale Spass-Guerilla hatten sie Computersysteme von Unternehmen und Behörden angegriffen. Einige Mitglieder verfolgten jedoch auch explizit politische Ziele – etwa mit der Unterstützung der Enthüllungsplattform Wikileaks.
Verräter „Sabu“
Nach Angaben des US-Fernsehsenders Fox News kamen die entscheidenden Hinweise von einem 28-jährigen New Yorker namens Hector Xavier M. Der Mann mit dem Hackernamen „Sabu“ war laut Gerichtsdokumenten bereits im Juni vergangenen Jahres festgenommen worden. Die Unterlagen blieben jedoch über Monate unter Verschluss und wurden erst jetzt veröffentlicht. In Anonymous-Kreisen war „Sabu“ schon länger als Verräter bezeichnet worden.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte sich „Sabu“ im August schuldig bekannt. Er habe der US-Bundespolizei FBI beim Sammeln von Beweisen geholfen, über den Kurznachrichtendienst Twitter falsche Fährten gelegt und sogar den Geheimdienst CIA und andere US-Behörden sowie Finanzinstitutionen vor Cyberattacken geschützt.
„Das ist verheerend für die Organisation“, zitierte Fox einen an den Ermittlungen beteiligten FBI-Beamten. „Wir haben den Kopf von LulzSec abgeschlagen.“ Es sei jedoch nicht einfach gewesen, „Sabu“ zur Mithilfe zu bewegen. „Es war wegen seiner Kinder. Er wollte nicht ins Gefängnis wandern und sie zurücklassen. So haben wir ihn gekriegt“, sagte ein Beamter.
Kreditkartendaten gestohlen
LulzSec, deren voller Name Lulz Security lautet, hatte sich scheinbar mühelos Zugang zu zahlreichen Web-Servern verschafft. Die Spanne reichte von Unterhaltungsfirmen bis hin zum US-Senat und selbst dem US-Geheimdienst CIA. Ende Juni erklärte die vermutlich von Anonymous abgespaltene Gruppe abrupt ihre Auflösung.
Die Angriffe anderer Gruppen gingen jedoch weiter. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde nun auch ein 27-Jähriger aus Chicago festgenommen und angeklagt, der im Dezember dabei mitgemacht haben soll, in die Computersysteme des US-Militärberatungsunternehmens Stratfor einzudringen.
Laut der Anklageschrift haben der 27-Jährige und seine Mittäter unter anderem 60’000 Kreditkartendaten gestohlen und damit mehr als 700’000 Dollar ergaunert. Erst in der vergangenen Woche hatte Wikileaks tausende E-Mails von Stratfor veröffentlicht und damit die im Geheimen agierende Branche der Militärberater ins Rampenlicht gezerrt.