Im Streit um das geplante Asylzentrum in Seelisberg fürchtet die Urner Sozialdirektorin Barbara Bär um ihren Ruf. Sie hat Anzeige gegen unbekannt eingereicht.
Bär geht gegen ein Gerücht vor, wonach das Immobilienbüro ihres Mannes in die Vermietung der Unterkunft verwickelt gewesen sein soll. Die Urner Kantonspolizei bestätige am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda den Eingang der Strafanzeige. Diese sei am Dienstag wegen Verdachts auf strafbare Handlungen gegen die Ehre eingereicht worden, erklärte ein Polizeisprecher.
Regierungsrätin Barbara Bär (FDP) teilte der «Neuen Urner Zeitung» schriftlich mit, dass die Gerüchte jeglicher Grundlage entbehrten und diese für sie rufschädigend seien. Es hätten weder aktuell noch in der Vergangenheit geschäftliche Beziehungen zwischen der Firma ihres Mannes und dem Vermieter der Unterkunft respektive dessen Firmen bestanden.
Im Urner Bergdorf Seelisberg ist das Vorhaben des Kantons für ein Asylzentrum im Dorf auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung gestossen. Ein Informationsanlass in der Turnhalle im Ort mit Regierungsrätin Barbara Bär wurde vergangene Woche nach Protesten und Beschimpfungen gegen die Magistratin abgebrochen.
Kritik von Interessengruppe
Der Gemeinderat sowie eine Interessengemeinschaft werfen der Kantonsregierung vor, Seelisberg sei mit den Ankündigung des Vorhabens in den Sommerferien vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Sie kritisieren zudem die Zahl von bis zu 60 Asylsuchenden, die der Kanton in der 700-Seelen-Gemeinde einquartieren wollte, als zu hoch.
Sozialdirektorin Bär äusserte sich nach der abgebrochenen Infoveranstaltung schockiert über die heftigen Reaktionen im Volk und verteidigte das Projekt. Sie betonte, der Gemeinderat sei frühzeitig über die Pläne des Kantons informiert worden. Die Gemeindebehörde sei auch an der Vorbereitung des Infoanlasses beteiligt gewesen.
Der Kanton will trotz der Proteste Mitte Oktober Asylbewerber in Seelisberg einquartieren. Wie viele genau, will die Regierungsrätin nochmals überprüfen. Sie will einen runden Tisch mit Vertretern des Kantons, der Gemeinde und der Interessengruppe einberufen.
Besitzer hält an Vermietung fest
Auch der Besitzer der Liegenschaft will am Mietvertrag festhalten. Dies obschon er mit den heftigen Reaktionen aus der Bevölkerung nicht gerechnet hatte, wie er in einem Interview mit der «Basler Zeitung» vom Dienstag sagte.
Er verstehe sehr wohl die Bedenken der Bevölkerung, sei aber ebenso der Ansicht, dass man auch für die Ausländer da sein solle, sagte er. Es sei bekannt, dass im Asylwesen ein grundsätzliches Problem bestehe. Doch irgendwo müssten die Asylsuchenden untergebracht werden. Als Eigentümer zahlreicher Immobilien spiele es für ihn keine Rolle, ob sich im «Löwen» Hotelgäste, Konferenzteilnehmer oder eben Asylsuchende aufhalten würden.